In alten Plänen von 1881 ist dieser Strassenzug gleich wie die 1873/74 gebaute, zum Bahnhof führende Strasse als «Bahnhofstrasse» bezeichnet. Damals gab es noch keinen direkten Durchgang aus der Rathausgasse zur Bahnhofstrasse; der Durchbruch wurde erst 1909 erstellt. Also musste man via Kirchgasse-Poststrasse zur Bahnhofstrasse. Es ist daher logisch, dass die Strasse als Bahnhofstrasse bezeichnet wurde. Später finden wir in den Protokollen für sie den Namen «Innere Bahnhofstrasse». Den aktuellen Namen erhielt sie erst 1957, als in Lenzburg die Strassen-Nummerierung der Häuser (von 1 aufsteigende Nummern für jede einzelne Strasse) eingeführt und in diesem Zusammenhang zahlreiche Strassen neu benannt oder ihre Bezeichnung geändert wurden. Vorher trugen die Gebäude nur die Nummern der Gebäudeversicherung, die völlig wirr über das ganze Gemeindegebiet verteilt waren.
Sie hat damals den Namen Poststrasse zu Recht bekommen: An der Ecke Niederlenzerstrasse/Poststrasse stand die sog. «alte Post», das erste eigentliche Lenzburger Postlokal, und an der Ecke Poststrasse/Bahnhofstrasse stand das markante Postgebäude, das von 1899 bis 1995 dem Postbetrieb diente.
Sie war vom 1. September 1875 bis 1899 das erste eigentliche Lenzburger Postlokal. Vorher hatten die jeweiligen Posthalter das Lokal selber zu stellen, so dass die Post im Laufe der Zeit an verschiedenen Stellen untergebracht war.
Das Gebäude wurde 1978, als die Poststrasse ausgebaut wurde, abgebrochen. Bis dahin zeugte an seiner Südfassade ein Wandbild mit Kutsche und Postillon von der ehemaligen Aufgabe dieses Gebäudes (siehe Bild unten).
Das erste Postlokal genügte schon bald nicht mehr, doch konnte die Eidg. Post nicht dazu gebracht werden, einen Neubau zu erstellen. Daher nahmen die Ortsbürger das Heft selber in die Hand und erstellten 1898/99 das repräsentative Postgebäude, das der Post von 1899 bis 1995 diente. Für ein halbes Jahrhundert war die Post Mieterin. 1948 verkaufte die Ortsbürgergemeinde das Gebäude der Eidgenossenschaft (PTT-Betriebe). Aus dem Erlös wurde damals die Liegenschaft «Burghalde» erworben.
An die Westfront (auf dem Bild zu sehen) wurde später ein unterkellerter eingeschossiger Anbau hinzugefügt, in welchem im Dachgeschoss ein Teil der Telefonzentrale untergebracht war.
Im 20. Jahrhundert wurde die Post im Wesentlichen mit der Eisenbahn befördert. Die stark wachsenden Mengen an Paketen und Postsäcken mussten daher vom Postamt am einen Ende der Bahnhofstrasse zum Bahnhof am anderen Ende der Strasse befördert werden und umgekehrt. Am Bahnhof herrschte emsigen Treiben beim Be- und Entladen der Eisenbahnpostwagen, wofür die Personenzüge entsprechende Aufenthalte von bis zu 5 oder mehr Minuten hatten. In der Vorweihnachtszeit war der Postumschlag auf die Bahnwagen ein Kampf gegen den Sekundenzeiger. Oft verliessen die Pöstler den Bahnwagen und schlossen die Ladetore erst, wenn der Zug schon am Anfahren war. Auf der Bahnhofstrasse zirkulierte mehrmals im Tag ein Elektro-Traktor mit einer Reihe von angehängten gelben vierrädrigen Post-Gepäckanhängern.
Mit der starken Zunahme des Postverkehrs in den 1960er- und 1970er-Jahren genügten die Räume des Postamtes nicht mehr, und der Postwägeli-Verkehr wurde zu umständlich. Deshalb errichtete die Post 1974 an der Murackerstrasse, unmittelbar beim Bahnhof, eine neue Hauptpost. Diese war «vorübergehend» in Baracken untergebracht. Dieses vorübergehend war aber ein typisch schweizerisches «Providurium», denn erst im Spätherbst 1995, nach mehr als zwanzig Jahren, konnte endlich der Post-Neubau eröffnet werden.
Damit entstand aber ein neues Problem: Die Postfiliale Lenzburg 2 im Gebäude an der Poststrasse lag nach den Richtlinien der PTT-Betriebe zu nahe bei der Hauptpost. Also musste sie verschoben werden. Sie war zuerst für kurze Zeit in einem Baracken-Provisorium auf dem Seifi-Parkplatz. Nach der Renovation des der Ortsbürgergemeinde gehörenden Hirzelhauses konnte die Poststelle Lenzburg 2 1998 in einem eigens erstellten, mit roten Fassadenelementen auffällig gestalteten Anbau ihren Betrieb aufnehmen. Inzwischen ist auch diese Filiale im Zuge der Reorganisation der Post aufgehoben worden.
Das ehemalige Postgebäude an der Poststrasse wurde 1995 von der Einwohnergemeinde Lenzburg erworben und beherbergt derzeit u.a. die Büros der Sozialen Dienste und des Regiosteueramtes.
Mit den Veränderungen im nördlichen Teil der Poststrasse werden wir uns in der nächsten Zeitreise befassen.
Sie hat damals den Namen Poststrasse zu Recht bekommen: An der Ecke Niederlenzerstrasse/Poststrasse stand die sog. «alte Post», das erste eigentliche Lenzburger Postlokal, und an der Ecke Poststrasse/Bahnhofstrasse stand das markante Postgebäude, das von 1899 bis 1995 dem Postbetrieb diente.
Die «alte Post»
Sie war vom 1. September 1875 bis 1899 das erste eigentliche Lenzburger Postlokal. Vorher hatten die jeweiligen Posthalter das Lokal selber zu stellen, so dass die Post im Laufe der Zeit an verschiedenen Stellen untergebracht war.
Alte Post, aus: «Liebes altes Lenzburg»
Das Gebäude wurde 1978, als die Poststrasse ausgebaut wurde, abgebrochen. Bis dahin zeugte an seiner Südfassade ein Wandbild mit Kutsche und Postillon von der ehemaligen Aufgabe dieses Gebäudes (siehe Bild unten).
Detailaufnahme Postillon, 1966, Museum Burghalde, Sammlung Nussbaum
Gebäude alte Post, 1966, Museum Burghalde, Sammlung Nussbaum
Die ehemalige Post
Das erste Postlokal genügte schon bald nicht mehr, doch konnte die Eidg. Post nicht dazu gebracht werden, einen Neubau zu erstellen. Daher nahmen die Ortsbürger das Heft selber in die Hand und erstellten 1898/99 das repräsentative Postgebäude, das der Post von 1899 bis 1995 diente. Für ein halbes Jahrhundert war die Post Mieterin. 1948 verkaufte die Ortsbürgergemeinde das Gebäude der Eidgenossenschaft (PTT-Betriebe). Aus dem Erlös wurde damals die Liegenschaft «Burghalde» erworben.
Aus: «Liebes altes Lenzburg».
An die Westfront (auf dem Bild zu sehen) wurde später ein unterkellerter eingeschossiger Anbau hinzugefügt, in welchem im Dachgeschoss ein Teil der Telefonzentrale untergebracht war.
Im 20. Jahrhundert wurde die Post im Wesentlichen mit der Eisenbahn befördert. Die stark wachsenden Mengen an Paketen und Postsäcken mussten daher vom Postamt am einen Ende der Bahnhofstrasse zum Bahnhof am anderen Ende der Strasse befördert werden und umgekehrt. Am Bahnhof herrschte emsigen Treiben beim Be- und Entladen der Eisenbahnpostwagen, wofür die Personenzüge entsprechende Aufenthalte von bis zu 5 oder mehr Minuten hatten. In der Vorweihnachtszeit war der Postumschlag auf die Bahnwagen ein Kampf gegen den Sekundenzeiger. Oft verliessen die Pöstler den Bahnwagen und schlossen die Ladetore erst, wenn der Zug schon am Anfahren war. Auf der Bahnhofstrasse zirkulierte mehrmals im Tag ein Elektro-Traktor mit einer Reihe von angehängten gelben vierrädrigen Post-Gepäckanhängern.
Die neue Hauptpost beim Bahnhof
Mit der starken Zunahme des Postverkehrs in den 1960er- und 1970er-Jahren genügten die Räume des Postamtes nicht mehr, und der Postwägeli-Verkehr wurde zu umständlich. Deshalb errichtete die Post 1974 an der Murackerstrasse, unmittelbar beim Bahnhof, eine neue Hauptpost. Diese war «vorübergehend» in Baracken untergebracht. Dieses vorübergehend war aber ein typisch schweizerisches «Providurium», denn erst im Spätherbst 1995, nach mehr als zwanzig Jahren, konnte endlich der Post-Neubau eröffnet werden.
Die Post verlässt die Poststrasse
Damit entstand aber ein neues Problem: Die Postfiliale Lenzburg 2 im Gebäude an der Poststrasse lag nach den Richtlinien der PTT-Betriebe zu nahe bei der Hauptpost. Also musste sie verschoben werden. Sie war zuerst für kurze Zeit in einem Baracken-Provisorium auf dem Seifi-Parkplatz. Nach der Renovation des der Ortsbürgergemeinde gehörenden Hirzelhauses konnte die Poststelle Lenzburg 2 1998 in einem eigens erstellten, mit roten Fassadenelementen auffällig gestalteten Anbau ihren Betrieb aufnehmen. Inzwischen ist auch diese Filiale im Zuge der Reorganisation der Post aufgehoben worden.
Das ehemalige Postgebäude an der Poststrasse wurde 1995 von der Einwohnergemeinde Lenzburg erworben und beherbergt derzeit u.a. die Büros der Sozialen Dienste und des Regiosteueramtes.
Mit den Veränderungen im nördlichen Teil der Poststrasse werden wir uns in der nächsten Zeitreise befassen.
Titelbild: Alte Post, aus: Liebes altes Lenzburg
Über
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Christoph Moser, 72, war von 1979 bis 2010 Lenzburger Stadtschreiber.
Seit seiner Pensionierung betreut er das Stadtarchiv, verfasst Vorträge zu historischen Themen und wirkt als Stadtführer. Sein Motto: Die Auseinandersetzung mit der Geschichte hilft uns, unsere Gegenwart besser zu verstehen.