Wer kennt sie nicht, die gelben Baustellenfahrzeuge, Walzen, Bagger, Dumper usw. mit der Aufschrift WALO? Sie zeugen über die Schweizer Grenzen hinaus vom Wirken des Bauunternehmens Walo Bertschinger AG mit Sitz in Dietikon. Neben dem Strassen- und Tiefbau ist das Unternehmen unter anderem auch im Damm- und Deponiebau, im Gleisbau, bei Boden- und Sportbelägen sowie im Stollen- und Tunnelbau tätig. Mit über 2’400 Mitarbeitern erzielt das in vierter Generation im Familienbesitz geführte Unternehmen einen Umsatz von über 600 Millionen Franken.
Gegründet wurde die Firma 1917 in Zürich von Walo Bertschinger-Schwarz (1876-1947). Walo wurde als drittes von sieben Kindern des bekannten Lenzburger Baumeisters Theodor Bertschinger-von Greyerz am 11. August 1876 im Hause seiner Eltern an der Bollbergstrasse 8 geboren. Sein älterer Bruder, Theodor Bertschinger-Widmer (1875-1972), belebte als markante Persönlichkeit in seinen alten Tagen auf seinen Rundgängen mit Spazierstock und Melone, allgemein bekannt als «Herr Oberst Bertschinger», unser Städtchen. Er hat das 1903 eingeweihte Angelrain-Schulhaus projektiert und ab 1917 das Baugeschäft seines Vaters weitergeführt.
Die leider bereits 1919 verstorbene erste Ehefrau von Walo Bertschinger, Martha, geb. Schwarz, war eine Tochter von Wilhelm Schwarz-Bertschinger, Mitinhaber der Lenzburger Eisenhandelsfirma Schwarz & Co. Die Nachfahren des Firmengründers haben also doppelte Lenzburger Wurzeln.
Der Vater, Theodor Bertschinger-von Greyerz, war eine stadtbekannte Persönlichkeit und wurde von den Behörden in Baufragen immer wieder zu Rate gezogen. Neben vielen Hochbauten, darunter zum Beispiel die leider (ausser der Fassade) verschwundene Malaga-Kellerei, hat er vor allem auch Eisenbahn-Bauten ausgeführt, so z.B. die Baumeisterarbeiten für die Seetalbahn, die Brienz-Rothornbahn, die Appenzeller Bahnen, die Monte Generoso-Bahn, die Bahnlinie Lauterbrunnen-Wengen.
Schon als Kind lernte Walo im Geschäft seines Vaters alle Zweige des Hoch- und Tiefbaus kennen. Nach Besuch des Technikums in Winterthur und nach Abschluss seiner Studien an der Tiefbauschule in Strassburg nahm er im Alter von 21 Jahren eine Stelle in einer Maschinenfabrik in Le Havre an, um die praktische Arbeit von unten an kennen zu lernen. Sein besonderes Verständnis für den Bau von Bahnlinien liess ihn von 1901 bis 1905 unter der Leitung seines Vaters den Bau der Wynen- und Suhrentalbahn und der Bahnlinie Reinach-Beromünster ausführen. Nach dem Tode des Vaters im Jahre 1911 führte er mit seinen beiden Brüdern Theodor und Hermann das väterliche Baugeschäft unter dem Namen Theodor Bertschingers Söhne weiter. Dabei errichteten sie u.a. 1914 das 1967 stillgelegte Lenzburger Gaswerk und führten grosse Bauten für die Hero aus.
1917 übernahm Theodor Bertschinger die väterliche Baufirma zur alleinigen Führung. Walo gründete im gleichen Jahr in Zürich die Firma Walo Bertschinger. Sie widmete sich anfänglich vor allem dem Strassenbau, der durch die aufkommende Motorisierung grosse Bedeutung erlangte. Aber auch im Gleisbau war die Firma weiterhin tätig. So erhielt die Firma bereits 1921 einen grossen Auftrag der Stadt Zürich für den Bau neuer Tramgleise. 1933 wurden erstmals Betonbeläge verbaut. An der Landi 1939 in Zürich war die Firma mit farbigen Asphaltbelägen und Pflästerungen präsent. 1946 erstellte sie die Rollwege für den Flughafen Kloten und ab 1951 folgten die grossen Stollenbauten für die Kraftwerke Mauvoisin und Grande Dixence im Kanton Wallis. Auch am Bau des Gotthard-Strassentunnels von 1969 bis 1978 war die Firma Walo Bertschinger AG beteiligt. Betonsanierungen und Abdichtungen für Deponien sowie im Wasserbau gehören ebenso zum Tätigkeitsgebiet der stets innovativen Firma. Selbstverständlich war sie auch am Bau der Glatttalbahn von 2004 bis 2011 und am Ausbau des Flughaftens Kloten von 2014 bis 2020 beteiligt.
Vom Gründer ging die Firmenleitung an dessen Sohn Walo, 1903-1966, und dann an den Grosssohn Walo Boris, über. Heute wird die Firma in vierter Generation vom Urgrosssohn des Firmengründers, Walo Peter Bertschinger, geleitet und steht nach wie vor in Familienbesitz. Sie alle waren bzw. sind Bürger von Lenzburg.
Walo ist in unserer Gegend ein eher wenig verbreiteter Vornamen. Weshalb wurde der zweitälteste Sohn des Ehepaars Bertschinger-von Greyerz auf diesen Namen getauft? Die Antwort liegt, wenn wir die Zivilstandsregister zu Rate ziehen, auf der Hand: Das älteste Kind war eine Tochter, das zweite, der Sohn Theodor, erhielt denselben Namen wie sein Vater, und der Name des dritten wurde wohl von der Mutter beeinflusst: Walo erhielt den Namen seines Grossvaters mütterlicherseits: Walo von Greyerz-von Wedekind, 1815-1904, Bürger von Bern. Er war der Sohn des Berner Forstmannes Gottlieb von Greyerz, der 1798 nach Bayern gezogen und nach seiner Rückkehr Mitbegründer des Schweizerischen Forstvereins war. Sein Schwiegervater war der Darmstädter Oberforstrat von Wedekind. Walo von Greyerz verlebte seine Jugendzeit in Günzburg und Augsburg und wurde in München zum Forstmann ausgebildet. Als Forstverwalter von Lenzburg ist er der «Vater» des heutigen, systematisch aufgebauten und bewirtschafteten Lenzburger Mischwaldes.
Sie ist Lenzburg als Zeichen der Verbundenheit der Patrons der Firma Walo Bertschinger AG mit ihrem Bürgerort geschenkt worden. Im Oktober 1974 wurde sie vor dem ehemaligen Bauamtsmagazin an der Ammerswilerstrasse aufgestellt.
Dieses Magazin stand an der Stelle des heutigen Doppelkindergartens «Widmi». Es ist nach dem Bezug des Werkhof-Neubaus von 1982 nördlich des Bahndammes abgebrochen worden. Seither ist die aus dem Jahre 1900 stammende Dampfwalze bereits zwei Mal von der Firma Walo Bertschinger umfassend revidiert und frisch gestrichen worden. Dies geschah letztmals 2019.
Bei der Einweihung der Kernumfahrung Lenzburg am 2. Dezember 2005 hat übrigens die noch betriebsfähige Dampfwalze «Mathilda» der Firma Walo Bertschinger AG den Bauwagen, in welchem der Stadtrat und Regierungsrat Peter C. Beyeler Platz genommen hatten, durch den Angelrain- und den Erlenguttunnel zur Stelle gezogen, an welcher das blauweisse Band durchschnitten wurde.
Der Gründer
Der Firmengründer Walo Bertschinger. Quelle: Lenzburger Neujahrsblätter 1948, Seite 53
Gegründet wurde die Firma 1917 in Zürich von Walo Bertschinger-Schwarz (1876-1947). Walo wurde als drittes von sieben Kindern des bekannten Lenzburger Baumeisters Theodor Bertschinger-von Greyerz am 11. August 1876 im Hause seiner Eltern an der Bollbergstrasse 8 geboren. Sein älterer Bruder, Theodor Bertschinger-Widmer (1875-1972), belebte als markante Persönlichkeit in seinen alten Tagen auf seinen Rundgängen mit Spazierstock und Melone, allgemein bekannt als «Herr Oberst Bertschinger», unser Städtchen. Er hat das 1903 eingeweihte Angelrain-Schulhaus projektiert und ab 1917 das Baugeschäft seines Vaters weitergeführt.
Die leider bereits 1919 verstorbene erste Ehefrau von Walo Bertschinger, Martha, geb. Schwarz, war eine Tochter von Wilhelm Schwarz-Bertschinger, Mitinhaber der Lenzburger Eisenhandelsfirma Schwarz & Co. Die Nachfahren des Firmengründers haben also doppelte Lenzburger Wurzeln.
Der Vater, Theodor Bertschinger-von Greyerz, war eine stadtbekannte Persönlichkeit und wurde von den Behörden in Baufragen immer wieder zu Rate gezogen. Neben vielen Hochbauten, darunter zum Beispiel die leider (ausser der Fassade) verschwundene Malaga-Kellerei, hat er vor allem auch Eisenbahn-Bauten ausgeführt, so z.B. die Baumeisterarbeiten für die Seetalbahn, die Brienz-Rothornbahn, die Appenzeller Bahnen, die Monte Generoso-Bahn, die Bahnlinie Lauterbrunnen-Wengen.
Schon als Kind lernte Walo im Geschäft seines Vaters alle Zweige des Hoch- und Tiefbaus kennen. Nach Besuch des Technikums in Winterthur und nach Abschluss seiner Studien an der Tiefbauschule in Strassburg nahm er im Alter von 21 Jahren eine Stelle in einer Maschinenfabrik in Le Havre an, um die praktische Arbeit von unten an kennen zu lernen. Sein besonderes Verständnis für den Bau von Bahnlinien liess ihn von 1901 bis 1905 unter der Leitung seines Vaters den Bau der Wynen- und Suhrentalbahn und der Bahnlinie Reinach-Beromünster ausführen. Nach dem Tode des Vaters im Jahre 1911 führte er mit seinen beiden Brüdern Theodor und Hermann das väterliche Baugeschäft unter dem Namen Theodor Bertschingers Söhne weiter. Dabei errichteten sie u.a. 1914 das 1967 stillgelegte Lenzburger Gaswerk und führten grosse Bauten für die Hero aus.
Von der Gründung an eine Erfolgsgeschichte
Bescheidener Anfang einer grossen Unternehmung . Quelle: Internet-Seite der Firma Walo Bertschinger AG
1917 übernahm Theodor Bertschinger die väterliche Baufirma zur alleinigen Führung. Walo gründete im gleichen Jahr in Zürich die Firma Walo Bertschinger. Sie widmete sich anfänglich vor allem dem Strassenbau, der durch die aufkommende Motorisierung grosse Bedeutung erlangte. Aber auch im Gleisbau war die Firma weiterhin tätig. So erhielt die Firma bereits 1921 einen grossen Auftrag der Stadt Zürich für den Bau neuer Tramgleise. 1933 wurden erstmals Betonbeläge verbaut. An der Landi 1939 in Zürich war die Firma mit farbigen Asphaltbelägen und Pflästerungen präsent. 1946 erstellte sie die Rollwege für den Flughafen Kloten und ab 1951 folgten die grossen Stollenbauten für die Kraftwerke Mauvoisin und Grande Dixence im Kanton Wallis. Auch am Bau des Gotthard-Strassentunnels von 1969 bis 1978 war die Firma Walo Bertschinger AG beteiligt. Betonsanierungen und Abdichtungen für Deponien sowie im Wasserbau gehören ebenso zum Tätigkeitsgebiet der stets innovativen Firma. Selbstverständlich war sie auch am Bau der Glatttalbahn von 2004 bis 2011 und am Ausbau des Flughaftens Kloten von 2014 bis 2020 beteiligt.
Vom Gründer ging die Firmenleitung an dessen Sohn Walo, 1903-1966, und dann an den Grosssohn Walo Boris, über. Heute wird die Firma in vierter Generation vom Urgrosssohn des Firmengründers, Walo Peter Bertschinger, geleitet und steht nach wie vor in Familienbesitz. Sie alle waren bzw. sind Bürger von Lenzburg.
Woher kommt der Name Walo?
Walo ist in unserer Gegend ein eher wenig verbreiteter Vornamen. Weshalb wurde der zweitälteste Sohn des Ehepaars Bertschinger-von Greyerz auf diesen Namen getauft? Die Antwort liegt, wenn wir die Zivilstandsregister zu Rate ziehen, auf der Hand: Das älteste Kind war eine Tochter, das zweite, der Sohn Theodor, erhielt denselben Namen wie sein Vater, und der Name des dritten wurde wohl von der Mutter beeinflusst: Walo erhielt den Namen seines Grossvaters mütterlicherseits: Walo von Greyerz-von Wedekind, 1815-1904, Bürger von Bern. Er war der Sohn des Berner Forstmannes Gottlieb von Greyerz, der 1798 nach Bayern gezogen und nach seiner Rückkehr Mitbegründer des Schweizerischen Forstvereins war. Sein Schwiegervater war der Darmstädter Oberforstrat von Wedekind. Walo von Greyerz verlebte seine Jugendzeit in Günzburg und Augsburg und wurde in München zum Forstmann ausgebildet. Als Forstverwalter von Lenzburg ist er der «Vater» des heutigen, systematisch aufgebauten und bewirtschafteten Lenzburger Mischwaldes.
Forstverwalter Walo von Greyerz
. Quelle: Wald im Wandel, herausgegeben von der Forstkommission der Ortsbürgergemeinde Lenzburg 1997, Seite 144
Die Dampfwalze an der Ammerswilerstrasse
Sie ist Lenzburg als Zeichen der Verbundenheit der Patrons der Firma Walo Bertschinger AG mit ihrem Bürgerort geschenkt worden. Im Oktober 1974 wurde sie vor dem ehemaligen Bauamtsmagazin an der Ammerswilerstrasse aufgestellt.
Die Dampfwalze an der Ammerswilerstrasse
, Aufnahme Christoph Moser
Dieses Magazin stand an der Stelle des heutigen Doppelkindergartens «Widmi». Es ist nach dem Bezug des Werkhof-Neubaus von 1982 nördlich des Bahndammes abgebrochen worden. Seither ist die aus dem Jahre 1900 stammende Dampfwalze bereits zwei Mal von der Firma Walo Bertschinger umfassend revidiert und frisch gestrichen worden. Dies geschah letztmals 2019.
Das Bauamtsmagazin an der Ammerswilerstrasse um 1900; als die Dampfwalze 1974 aufgestellt wurde, stand dieses Magazin noch. Quelle: Bildband Liebes altes Lenzburg, herausgegeben von der Ortsbürgerkommission und der Stiftung Museum Burghalde, Seite 115
Bei der Einweihung der Kernumfahrung Lenzburg am 2. Dezember 2005 hat übrigens die noch betriebsfähige Dampfwalze «Mathilda» der Firma Walo Bertschinger AG den Bauwagen, in welchem der Stadtrat und Regierungsrat Peter C. Beyeler Platz genommen hatten, durch den Angelrain- und den Erlenguttunnel zur Stelle gezogen, an welcher das blauweisse Band durchschnitten wurde.
Über
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Christoph Moser, 74, war von 1979 bis 2010 Lenzburger Stadtschreiber.
Seit seiner Pensionierung betreut er das Stadtarchiv, verfasst Vorträge zu historischen Themen und wirkt als Stadtführer. Sein Motto: Die Auseinandersetzung mit der Geschichte hilft uns, unsere Gegenwart besser zu verstehen.