Stadtgespräch

#6 Grüezi Lenzburg!

Im monatlichen Editorial erzähle ich von meinen Gedanken und Erlebnissen als Redaktorin von «We Love Lenzburg». Heute etwas über das Lenzburger Pendlerglück.

Von Olga Kuck
Titelbild: Nicolas Simon

Ich gebe zu: Als ich vor etwa fünf Jahren nach Lenzburg zog, bestand meine einzige Motivation darin, dass ich mit diesem Entscheid die wohl besten Zugverbindungen der Deutschschweiz vor der Nase haben würde. Obwohl ich in Zürich studierte und arbeitete, aber auch einige Freunde in Umgebung Basel habe, war ich dank der guten Anschlüsse tatsächlich auch ohne Auto ziemlich fix in der Weltgeschichte unterwegs. Diese Tatsache fiel mir gerade erste heute Morgen wieder ein, als ich in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Lenzburg wenn…» ein Fötteli vom Lenzburger Bahnhof mit dem Titel «Pendlerglück» sah. Ich gebe wieder zu: diesem Beschrieb ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Wie lange pendelst du?

Vielleicht hast du, liebe:r Leser:in, auch Glück und lebst hier in Lenzburg. Vielleicht aber auch nicht. Ich möchte dich trotzdem fragen: Wie viel Lebenszeit verbringst du mit Pendeln? Hast du dich jemals hingesetzt und das genau ausgerechnet? Ich schon. Durch die Türschwelle der Universität Zürich kam ich zu Studizeiten von meiner Haustüre aus selbst mit der längsten Verbindung in 45 Minuten. Zu meiner Freundin in Sissach in ungefähr 40 Minuten. Damit liege ich laut dem Weltglücksbericht der Vereinigten Nationen ungefähr beim weltweiten Durchschnitt von 41.6 Minuten Pendelzeit. Den längsten Arbeitsweg haben übrigens Südkoreaner:innen, die 74 Minuten pro einfache Fahrt zur Arbeit auf sich nehmen. Damit verbringen sie 25 Tage und 19 Stunden pro Jahr im öffentlichen Verkehr.

Wir haben Glück gehabt

Auffällig finde ich, dass die zehn glücklichsten Länder der Welt (auch gemäss dem Weltglücksbericht der Vereinigten Nationen) alle Pendelzeiten unter dem Durchschnitt aufweisen. Im glücklichsten Land, Norwegen, ist der einfache Arbeitsweg 33 Minuten lang – also eigentlich gar nicht weit von meinen 45 Minuten entfernt. Zufall, dass unser Wohlbefinden mit dem Arbeitsweg zusammenhängt? Wohl kaum. Weniger pendeln macht mich persönlich sehr glücklich und das habe ich ganz deutlich gemerkt, als ich zur Lenzburgerin wurde. Zwar schätze ich die Trennung von Arbeitsplatz und Zuhause und nutze die Fahrzeit auch, um eine gewisse Grenze zwischen Büro und Privatem zu setzen. Zugfahren macht aber mit der SBB (in der Regel) auch ziemlich Spass. Besonders, wenn man an einem Ort wie Lenzburg lebt, von dem aus man flugs überall sein kann. #pendlerglück   
Bild: Fabio Rudolf