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Das dritte Licht

Im Roman von Claire Keegan erzählt ein kleines Mädchen von einem Sommer bei entfernten Verwandten, bei dem es lernte, was im Leben wichtig ist.

Von Barbara Hediger

Das namenlose, 6-jährige Kind wird an einem heissen Sommertag, gleich nach der Frühmesse, von seinem Vater zu Verwandten, den Kinsellas, auf eine Farm gebracht. Die Mutter der kinderreichen Familie ist schon wieder schwanger und es wird ihr alles zu viel. Die Pflegeeltern nehmen das scheue Mädchen sehr liebevoll und wohlwollend auf. Behutsam wird es in die Tagesabläufe einbezogen und kann so immer mehr Vertrauen aufbauen. Auch die kleinen Rituale geben ihm Sicherheit und es fühlt sich sehr wohl. Dennoch spürt das sensible Kind eine grosse Trauer, welche von den Beiden ausgeht. Die redselige Nachbarin erzählt ihm vom Unfalltod des Sohnes und obwohl dieser Verlust nicht thematisiert wird, spürt das Mädchen eine noch grössere Verbundenheit mit ihren Pflegeeltern. Doch der Sommer voller Zuwendungen endet mit dem Schulbeginn und das Mädchen muss wieder zu seiner eigenen Familie zurückkehren. Doch wie soll es sich in einem kalten, lieblosen Zuhause wieder zurechtfinden? Ist sie doch nicht mehr dieselbe, die sie zu Beginn des Sommers war. Mit einfachen und sehr treffenden Worten wird aus der der Perspektive des Kindes die Geschichte erzählt, welche berührend aufzeigt wie kleine Akte der Aufmerksamkeit grosse Veränderungen auslösen können.

Dieses Buch kann in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden.
Das dritte Licht / Claire Keegan, Steidl Verlag, Göttingen, 2022.