Die verschwundene Niederlassung der Schweizerischen Volksbank (in Lenzburg 1930 bis 1996) und namentlich die wechselvolle Geschichte der Schweizerischen Kreditanstalt (später Crédit Suisse, 1973 bis 2023) haben wir in der letzten «Zeitreise» vom November 2024 dargestellt. Die Volksbankfiliale schloss ihre Tore nach der Fusion mit der Schweizerischen Kreditanstalt und letztere – nun als Crédit Suisse – musste 2023 mit der UBS zwangsweise fusioniert werden. Nun wenden wir uns den übrigen Bankniederlassungen in Lenzburg zu.
Die heutige Hypothekarbank Lenzburg AG wurde am 5. April 1868 als «Hypothekar- und Leihkasse Lenzburg» gegründet. Erster Verwaltungsratspräsident war von 1868-1889 Theodor Bertschinger-Amsler, Nationalrat, Chef des Handelshauses Abraham Bertschinger. Für die Geschäftstätigkeit wurde ein Büro in der Liegenschaft von Dr. Rudolf Häusler am Kronenplatz gemietet. Dieses später von seinem Sohn, dem Kreisförster Rudolf Häusler bewohnte Gebäude, ist heute unter dem Namen «Försterhaus» bekannt.
1878 erwarb die Hypothekar- und Leihkasse die Liegenschaft Steinbrüchliweg 1 und richtete dort im Erdgeschoss ihre Geschäftsräume ein. In diesem aus dem Jahre 1767/68 stammenden repräsentativen Gebäude wickelte die Bank bis 1914 ihre Geschäfte ab. Da diese Räume für das stark gewachsene Institut nicht mehr genügten, bewilligte die Generalversammlung vom 11. November 1912 einen Kredit von 200’000 Franken für den Neubau ihres ersten eigentlichen Bankgebäudes. Zugleich wurde der Firmenname in «Hypothekarbank Lenzburg» abgeändert. Das Gebäude an der Bahnhofstrasse 3 diente der Bank volle 60 Jahre bis 1975, als der Neubau des heutigen Bankgebäudes an der Bahnhofstrasse 2 bezogen werden konnte. Diesem grosszügigen Neubau mussten die beiden Villen «Hünerwadel», Poststrasse 9, und «Schwarz-Fraissinet», Poststrasse 11, weichen. Im Haus Hünerwadel ist die berühmte, allzu jung verstorbene Lenzburger Sängerin und Komponistin Fanny Hünerwadel (1826-1854) aufgewachsen. An das Haus Schwarz hat der Autor dieser Zeilen beste Erinnerungen, denn er wohnte dort mit seinen Eltern von 1957 bis 1969.
Nachdem die «Hypi» in ihren Neubau gezügelt hatte, erwarb die aus Investoren aus Lenzburg und Umgebung bestehende Lenzhof AG das nun als «Lenzhof» bezeichnete alte Bankgebäude. Längere Zeit war hier das Modegeschäft Vögele eingemietet. Heute nutzt eine Arztpraxis das schön gestaltete, Jugendstil-Elemente aufweisende Haus.
Ganze 62 Jahre lang war die Hypothekarbank Lenzburg die einzige Bank in Lenzburg. Erst mit der Eröffnung der Filiale der Schweizerischen Volksbank an der Ecke Grabenweg/Aavorstadt im Jahre 1930 erwuchs ihr eine bescheidene Konkurrenz. Mit der Schweiz. Volksbank und ihrem weiteren Schicksal haben wir uns bereits in der letzten «Zeitreise» befasst. Das Pikante an dieser Filiale war übrigens, dass sich ihre Geschäftsräume in eben dem Haus befanden, das der erste Verwaltungsratspräsident der Hypothekarbank, Theodor Bertschinger-Amsler, 1853 für sich und das Handelshaus Abraham Bertschinger hatte errichten lassen. Allerdings hatte die Firma Bertschinger & Cie. inzwischen ihre Geschäftstätigkeit in einen Neubau beim Stadtbahnhof verlegt.
Eine bedeutende Konkurrentin auf dem Platz Lenzburg erhielt die Hypothekarbank Lenzburg, als die Schweizerische Kreditanstalt am 1. Februar 1973 an der Bahnhofstrasse 29 eine Filiale einrichtete. Deren Entwicklung bis zur zwangsweisen Fusion mit der UBS haben wir ebenfalls in der letzten «Zeitreise» dargestellt.
Der Eröffnung der Lenzburger Niederlassung der Aargauischen Kantonalbank (AKB) ging eine Auseinandersetzung zwischen ihr und der «Hypi» um den Filialstandort voraus. Damals stand das Gebäude des Restaurants «Central» zum Verkauf (heute befindet sich dort das Radiologiezentrum Dr. Eichenberger; weiteres zu diesem Gebäude und den legendären Tanzkursen von Eugen Gallauer in der «Zeitreise» vom Juni 2022). Als ruchbar wurde, die AKB möchte in diesem Gebäude, unmittelbar vis-à-vis der Hypothekarbank Lenzburg ihre Filiale errichten, schritt die «Hypi» kurzerhand ein und erwarb dieses Gebäude. Das Haus erlebte in der Folge eine eher wenig glorreiche Zeit mit wechselnden Restaurantbetreibern, zuletzt als chinesisches Restaurant.
Schliesslich fand die AKB im Gebäude Poststrasse 2, dessen Parterreräume bisher vom Modegeschäft Beyeler genutzt worden waren, die geeignete Lösung und liess das Gebäude für ihre Bedürfnisse umbauen. Die AKB-Filiale wurde am 17. Oktober 1981 eröffnet. 2024 wurde der Bankbetrieb in ein Container-Provisorium verlegt. Die Filiale wurde einer grundlegenden Modernisierung unterzogen und am 2. Juli in neuem Glanz wieder eröffnet.
Noch während der Umbau für die AKB im Gange war, kündigte sich schon der nächste mächtige Konkurrent der «Hypi» in Lenzburg an. Am nördlichen Ende des 1981/82 erbauten «Müli-Märts» entstand der Neubau der Filiale der Schweizerischen Bankgesellschaft. Diese wurde am 4. November 1982 eröffnet.
Zu Beginn des Jahres 2013 erneuerte die nun zur UBS gewordene Bank (vergleiche dazu das Kapitel Bankgeschichte weiter unten) ihre Lenzburger Filiale, um sie noch attraktiver für Kunden und Personal zu machen. Im Herbst 2024 schloss die UBS ihre Filiale im «Müli-Märt». Sie bedient ihre Kunden neu beim Bahnhof im repräsentativen Bankgebäude, das bisher der Crédit Suisse gedient hatte.
Mit der Eröffnung der Filiale des Schweizerischen Bankvereins (SBV) an der Bahnhofstrasse im Juni 1992 war das Trio der Schweizer Grossbanken in Lenzburg komplett vertreten. Allerdings war dieser Filiale nur ein relativ kurzes Gastspiel beschieden. Nach der Fusion von SBG und SBV zur UBS im Jahre 1998 wurde diese Filiale bereits wieder geschlossen, da die Kunden in der nur ca. 100 Meter entfernten UBS-Niederlassung bedient werden konnten.
Die Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) entstand 1912 durch Fusion der 1862 gegründeten Bank in Winterthur mit der 1863 entstandenen Toggenburger Bank, Lichtensteig. 1872 gründeten mehrere Privatbanquiers den Basler Bankverein. Nach einigen Fusionen entstand daraus 1897 der Schweizerische Bankverein (SBV). Beide Banken errichteten schon bald in Zürich grosse Bankgebäude, die SBG an der Bahnhofstrasse, der Bankverein am Paradeplatz, neben dem Hauptsitz der von Alfred Escher gegründeten Schweizerischen Kreditanstalt. 1998 kam es zur grossen Bankenfusion, als sich SBG und SBV zur UBS zusammenschlossen. Von damals 3 Schweizer Grossbanken verblieben damit noch 2, die UBS und die SKA. Nach der im März 2023 eingeleiteten zwangsweisen Fusion der Crédit Suisse mit der UBS existiert heute nur noch eine einzige, international tätige Grossbank mit Schweizer Sitz.
Die Geschichte der Grossbanken ist gezeichnet durch dauernde Veränderungen. So waren schon vor der Fusion mit der Crédit Suisse über 300 ehemals selbständige Banken von der UBS und ihren Vorgängerbanken übernommen worden. Die ältesten davon waren bereits im 18. Jahrhundert gegründet worden.
Demgegenüber besticht die Geschichte der Hypothekarbank Lenzburg durch grosse Konstanz. Sie wurde 1868 gegründet und besteht heute noch. Zwar hat sie im Laufe der Zeit in mehreren Gemeinden der Umgebung Filialen eröffnet. Sie hat aber nie ein anderes Institut übernommen. Vor allem aber hat sie, als Bankzusammenschlüsse an der Tagesordnung waren, an ihrer Selbständigkeit festgehalten.
Am Platze Lenzburg hat sie sich sogar noch gegen die Konkurrenz gewehrt. Im Hinblick auf den von der SKA geplanten Neubau beim Bahnhof hat die «Hypi» im Juni 1988 einen Bank-Pavillon neben einer Altliegenschaft an der Augustin Keller-Strasse 26 in Betrieb genommen. Dieser Pavillon wurde 2009 durch einen definitiven Neubau ersetzt.
Die «Hypi» hat als einzige der grösseren Regionalbanken im Aargau überlebt. Ihre wesentlich grösseren Konkurrentinnen Allgemeine Aargauische Ersparniskasse, Aarau, und Aargauische Hypotheken- und Handelsbank, Brugg, schlossen sich zur Neuen Aargauer Bank zusammen. Diese wurde später von der Crédit Suisse übernommen und ist damit heute im Imperium der UBS gelandet. Auch die Gewerbebank Baden wurde von der Schweizerischen Kreditanstalt übernommen. Die kleineren Lokalbanken, wie z.B. die Bank in Menziken, die Bank in Reinach oder die Bank Suhrental in Schöftland wurden von der Valiant Bank übernommen oder schlossen sich dem Clientis-Bankenverband an.
Im Februar 2008 eröffnete die Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg in einem provisorischen Pavillon am Standort des abgebrochenen Restaurants «Warteck» an der Ecke Bahnhofstrasse/Augustin Keller-Strasse ihre Lenzburger Niederlassung. Als Besonderheit zeichnete sich diese durch ein Café Bank aus, das nicht nur Bankkunden, sondern auch Passanten ins Gebäude lockte.
Nachdem die Realit AG vis-à-vis an der Stelle des ehemaligen Restaurants «Feldschlösschen», nachmals Night-Lokal «No Name», ihren Neubau «Lenzportal» erstellt hatte, richtete die Raiffeisenbank ihre definitive Niederlassung im Parterre dieses Gebäudes ein. Auch diese im Februar 2011 in Betrieb genommene «Begegnungs-Bank» wartet mit einem Café auf, das auch Nichtkunden einlädt.
Als letzte Bank eröffnete im April 2011 die Migros-Bank am Schulhausweg, bei der Passage zwischen Migrosmarkt und «Müli-Märt», eine Filiale in Lenzburg.
Damit gibt es aktuell in Lenzburg 6 Niederlassungen, an welchen der Kunde Bankgeschäfte abwickeln kann.
Der persönliche Kontakt am Bankschalter ist heute viel seltener geworden. Bargeldbezüge tätigen die Kunden an den Bancomaten, Rechnungen begleichen viele mit E-Banking. Deshalb könnte man fast zum Schluss gelangen, unsere Region sei, trotz eines erheblichen Einwohnerzuwachses, mit Bankschaltern eher überversorgt. Parallel zur Verminderung der am Bankschalter abgewickelten Geschäfte und zur Vermehrung der hier mit einer Niederlassung präsenten Banken haben Bedeutung und Bekanntheitsgrad der an diesen Schaltern tätigen Menschen abgenommen. Heute begegnen die Kunden an den vielen Schaltern einer grossen Zahl von Bankmitarbeiterinnen und Bankmitarbeitern, die oft schon nach kurzer Zeit einem anderen Gesicht Platz machen. Früher standen hinter den Schaltern jahrzehntelang tätige Bankprokuristen, die stadtbekannt waren und die durch ihre vielen Kundenkontakte und ihre Ortsverbundenheit sehr gut über die Verhältnisse in Lenzburg und Umgebung Bescheid wussten (für Banken bei der Beurteilung ihrer Kunden nicht ganz unwichtig).
Die Hypothekarbank Lenzburg ist seit 1868 der «Platzhirsch» unter den hiesigen Finanzinstituten
Die heutige Hypothekarbank Lenzburg AG wurde am 5. April 1868 als «Hypothekar- und Leihkasse Lenzburg» gegründet. Erster Verwaltungsratspräsident war von 1868-1889 Theodor Bertschinger-Amsler, Nationalrat, Chef des Handelshauses Abraham Bertschinger. Für die Geschäftstätigkeit wurde ein Büro in der Liegenschaft von Dr. Rudolf Häusler am Kronenplatz gemietet. Dieses später von seinem Sohn, dem Kreisförster Rudolf Häusler bewohnte Gebäude, ist heute unter dem Namen «Försterhaus» bekannt.
Bild: Das Försterhaus am Kronenplatz, vor dem 1948/49 erfolgten Einbau der Arkaden auf der Seite des Sandwegs. Quelle: Dr. Heidi Neuenschwander, Stadtgeschichte, Band 3, Seite 204
1878 erwarb die Hypothekar- und Leihkasse die Liegenschaft Steinbrüchliweg 1 und richtete dort im Erdgeschoss ihre Geschäftsräume ein. In diesem aus dem Jahre 1767/68 stammenden repräsentativen Gebäude wickelte die Bank bis 1914 ihre Geschäfte ab. Da diese Räume für das stark gewachsene Institut nicht mehr genügten, bewilligte die Generalversammlung vom 11. November 1912 einen Kredit von 200’000 Franken für den Neubau ihres ersten eigentlichen Bankgebäudes. Zugleich wurde der Firmenname in «Hypothekarbank Lenzburg» abgeändert. Das Gebäude an der Bahnhofstrasse 3 diente der Bank volle 60 Jahre bis 1975, als der Neubau des heutigen Bankgebäudes an der Bahnhofstrasse 2 bezogen werden konnte. Diesem grosszügigen Neubau mussten die beiden Villen «Hünerwadel», Poststrasse 9, und «Schwarz-Fraissinet», Poststrasse 11, weichen. Im Haus Hünerwadel ist die berühmte, allzu jung verstorbene Lenzburger Sängerin und Komponistin Fanny Hünerwadel (1826-1854) aufgewachsen. An das Haus Schwarz hat der Autor dieser Zeilen beste Erinnerungen, denn er wohnte dort mit seinen Eltern von 1957 bis 1969.

Bild: Das Bankgebäude der Hypothekarbank Lenzburg an der Bahnhofstrasse 3, heute «Lenzhof». Quelle: Walter Irmiger, 100 Jahre Hypothekarbank Lenzburg
Nachdem die «Hypi» in ihren Neubau gezügelt hatte, erwarb die aus Investoren aus Lenzburg und Umgebung bestehende Lenzhof AG das nun als «Lenzhof» bezeichnete alte Bankgebäude. Längere Zeit war hier das Modegeschäft Vögele eingemietet. Heute nutzt eine Arztpraxis das schön gestaltete, Jugendstil-Elemente aufweisende Haus.
Die Hypothekarbank erhält Konkurrenz
Ganze 62 Jahre lang war die Hypothekarbank Lenzburg die einzige Bank in Lenzburg. Erst mit der Eröffnung der Filiale der Schweizerischen Volksbank an der Ecke Grabenweg/Aavorstadt im Jahre 1930 erwuchs ihr eine bescheidene Konkurrenz. Mit der Schweiz. Volksbank und ihrem weiteren Schicksal haben wir uns bereits in der letzten «Zeitreise» befasst. Das Pikante an dieser Filiale war übrigens, dass sich ihre Geschäftsräume in eben dem Haus befanden, das der erste Verwaltungsratspräsident der Hypothekarbank, Theodor Bertschinger-Amsler, 1853 für sich und das Handelshaus Abraham Bertschinger hatte errichten lassen. Allerdings hatte die Firma Bertschinger & Cie. inzwischen ihre Geschäftstätigkeit in einen Neubau beim Stadtbahnhof verlegt.
Eine bedeutende Konkurrentin auf dem Platz Lenzburg erhielt die Hypothekarbank Lenzburg, als die Schweizerische Kreditanstalt am 1. Februar 1973 an der Bahnhofstrasse 29 eine Filiale einrichtete. Deren Entwicklung bis zur zwangsweisen Fusion mit der UBS haben wir ebenfalls in der letzten «Zeitreise» dargestellt.
Die Aargauische Kantonalbank kommt nach Lenzburg
Der Eröffnung der Lenzburger Niederlassung der Aargauischen Kantonalbank (AKB) ging eine Auseinandersetzung zwischen ihr und der «Hypi» um den Filialstandort voraus. Damals stand das Gebäude des Restaurants «Central» zum Verkauf (heute befindet sich dort das Radiologiezentrum Dr. Eichenberger; weiteres zu diesem Gebäude und den legendären Tanzkursen von Eugen Gallauer in der «Zeitreise» vom Juni 2022). Als ruchbar wurde, die AKB möchte in diesem Gebäude, unmittelbar vis-à-vis der Hypothekarbank Lenzburg ihre Filiale errichten, schritt die «Hypi» kurzerhand ein und erwarb dieses Gebäude. Das Haus erlebte in der Folge eine eher wenig glorreiche Zeit mit wechselnden Restaurantbetreibern, zuletzt als chinesisches Restaurant.

Bild: Das für die Aargauische Kantonalbank umgebaute Gebäude Poststrasse 2 kurz vor der Eröffnung der Bankfiliale. Quelle: Fotosammlung Nussbaum, Museum Burghalde Lenzburg, IDI-037
Schliesslich fand die AKB im Gebäude Poststrasse 2, dessen Parterreräume bisher vom Modegeschäft Beyeler genutzt worden waren, die geeignete Lösung und liess das Gebäude für ihre Bedürfnisse umbauen. Die AKB-Filiale wurde am 17. Oktober 1981 eröffnet. 2024 wurde der Bankbetrieb in ein Container-Provisorium verlegt. Die Filiale wurde einer grundlegenden Modernisierung unterzogen und am 2. Juli in neuem Glanz wieder eröffnet.
Die Schweizerische Bankgesellschaft wendet sich ebenfalls dem Raum Lenzburg zu
Noch während der Umbau für die AKB im Gange war, kündigte sich schon der nächste mächtige Konkurrent der «Hypi» in Lenzburg an. Am nördlichen Ende des 1981/82 erbauten «Müli-Märts» entstand der Neubau der Filiale der Schweizerischen Bankgesellschaft. Diese wurde am 4. November 1982 eröffnet.
Bild: Das Gebäude der Schweizerischen Bankgesellschaft beim «Müli-Märt» im Rohbau. Quelle: Fotosammlung Nussbaum, Museum Burghalde Lenzburg, IDI-041
Zu Beginn des Jahres 2013 erneuerte die nun zur UBS gewordene Bank (vergleiche dazu das Kapitel Bankgeschichte weiter unten) ihre Lenzburger Filiale, um sie noch attraktiver für Kunden und Personal zu machen. Im Herbst 2024 schloss die UBS ihre Filiale im «Müli-Märt». Sie bedient ihre Kunden neu beim Bahnhof im repräsentativen Bankgebäude, das bisher der Crédit Suisse gedient hatte.
Der Schweizerische Bankverein gibt ein kurzes Gastspiel in Lenzburg
Mit der Eröffnung der Filiale des Schweizerischen Bankvereins (SBV) an der Bahnhofstrasse im Juni 1992 war das Trio der Schweizer Grossbanken in Lenzburg komplett vertreten. Allerdings war dieser Filiale nur ein relativ kurzes Gastspiel beschieden. Nach der Fusion von SBG und SBV zur UBS im Jahre 1998 wurde diese Filiale bereits wieder geschlossen, da die Kunden in der nur ca. 100 Meter entfernten UBS-Niederlassung bedient werden konnten.

Bild: Die Filiale des Bankvereins an der Bahnhofstrasse 15. Quelle: Fotosammlung Nussbaum, Museum Burghalde Lenzburg, IN-1144
Etwas Schweizer Bankengeschichte
Die Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) entstand 1912 durch Fusion der 1862 gegründeten Bank in Winterthur mit der 1863 entstandenen Toggenburger Bank, Lichtensteig. 1872 gründeten mehrere Privatbanquiers den Basler Bankverein. Nach einigen Fusionen entstand daraus 1897 der Schweizerische Bankverein (SBV). Beide Banken errichteten schon bald in Zürich grosse Bankgebäude, die SBG an der Bahnhofstrasse, der Bankverein am Paradeplatz, neben dem Hauptsitz der von Alfred Escher gegründeten Schweizerischen Kreditanstalt. 1998 kam es zur grossen Bankenfusion, als sich SBG und SBV zur UBS zusammenschlossen. Von damals 3 Schweizer Grossbanken verblieben damit noch 2, die UBS und die SKA. Nach der im März 2023 eingeleiteten zwangsweisen Fusion der Crédit Suisse mit der UBS existiert heute nur noch eine einzige, international tätige Grossbank mit Schweizer Sitz.
Die Geschichte der Grossbanken ist gezeichnet durch dauernde Veränderungen. So waren schon vor der Fusion mit der Crédit Suisse über 300 ehemals selbständige Banken von der UBS und ihren Vorgängerbanken übernommen worden. Die ältesten davon waren bereits im 18. Jahrhundert gegründet worden.
Demgegenüber besticht die Geschichte der Hypothekarbank Lenzburg durch grosse Konstanz. Sie wurde 1868 gegründet und besteht heute noch. Zwar hat sie im Laufe der Zeit in mehreren Gemeinden der Umgebung Filialen eröffnet. Sie hat aber nie ein anderes Institut übernommen. Vor allem aber hat sie, als Bankzusammenschlüsse an der Tagesordnung waren, an ihrer Selbständigkeit festgehalten.
Am Platze Lenzburg hat sie sich sogar noch gegen die Konkurrenz gewehrt. Im Hinblick auf den von der SKA geplanten Neubau beim Bahnhof hat die «Hypi» im Juni 1988 einen Bank-Pavillon neben einer Altliegenschaft an der Augustin Keller-Strasse 26 in Betrieb genommen. Dieser Pavillon wurde 2009 durch einen definitiven Neubau ersetzt.

Bild: Der provisorische Bankpavillon der Hypothekarbank Lenzburg an der Augustin Keller-Strasse. Quelle: Fotosammlung Nussbaum, Museum Burghalde Lenzburg, IDI-123
Die «Hypi» hat als einzige der grösseren Regionalbanken im Aargau überlebt. Ihre wesentlich grösseren Konkurrentinnen Allgemeine Aargauische Ersparniskasse, Aarau, und Aargauische Hypotheken- und Handelsbank, Brugg, schlossen sich zur Neuen Aargauer Bank zusammen. Diese wurde später von der Crédit Suisse übernommen und ist damit heute im Imperium der UBS gelandet. Auch die Gewerbebank Baden wurde von der Schweizerischen Kreditanstalt übernommen. Die kleineren Lokalbanken, wie z.B. die Bank in Menziken, die Bank in Reinach oder die Bank Suhrental in Schöftland wurden von der Valiant Bank übernommen oder schlossen sich dem Clientis-Bankenverband an.
Weitere Banken drängen auf den Platz Lenzburg
Im Februar 2008 eröffnete die Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg in einem provisorischen Pavillon am Standort des abgebrochenen Restaurants «Warteck» an der Ecke Bahnhofstrasse/Augustin Keller-Strasse ihre Lenzburger Niederlassung. Als Besonderheit zeichnete sich diese durch ein Café Bank aus, das nicht nur Bankkunden, sondern auch Passanten ins Gebäude lockte.
Nachdem die Realit AG vis-à-vis an der Stelle des ehemaligen Restaurants «Feldschlösschen», nachmals Night-Lokal «No Name», ihren Neubau «Lenzportal» erstellt hatte, richtete die Raiffeisenbank ihre definitive Niederlassung im Parterre dieses Gebäudes ein. Auch diese im Februar 2011 in Betrieb genommene «Begegnungs-Bank» wartet mit einem Café auf, das auch Nichtkunden einlädt.
Als letzte Bank eröffnete im April 2011 die Migros-Bank am Schulhausweg, bei der Passage zwischen Migrosmarkt und «Müli-Märt», eine Filiale in Lenzburg.
Damit gibt es aktuell in Lenzburg 6 Niederlassungen, an welchen der Kunde Bankgeschäfte abwickeln kann.
Bancomaten und electronic Banking entlasten die Bankschalter
Der persönliche Kontakt am Bankschalter ist heute viel seltener geworden. Bargeldbezüge tätigen die Kunden an den Bancomaten, Rechnungen begleichen viele mit E-Banking. Deshalb könnte man fast zum Schluss gelangen, unsere Region sei, trotz eines erheblichen Einwohnerzuwachses, mit Bankschaltern eher überversorgt. Parallel zur Verminderung der am Bankschalter abgewickelten Geschäfte und zur Vermehrung der hier mit einer Niederlassung präsenten Banken haben Bedeutung und Bekanntheitsgrad der an diesen Schaltern tätigen Menschen abgenommen. Heute begegnen die Kunden an den vielen Schaltern einer grossen Zahl von Bankmitarbeiterinnen und Bankmitarbeitern, die oft schon nach kurzer Zeit einem anderen Gesicht Platz machen. Früher standen hinter den Schaltern jahrzehntelang tätige Bankprokuristen, die stadtbekannt waren und die durch ihre vielen Kundenkontakte und ihre Ortsverbundenheit sehr gut über die Verhältnisse in Lenzburg und Umgebung Bescheid wussten (für Banken bei der Beurteilung ihrer Kunden nicht ganz unwichtig).
Über
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Christoph Moser, 77, war von 1979 bis 2010 Lenzburger Stadtschreiber.
Seit seiner Pensionierung betreut er das Stadtarchiv, verfasst Vorträge zu historischen Themen und wirkt als Stadtführer. Sein Motto: Die Auseinandersetzung mit der Geschichte hilft uns, unsere Gegenwart besser zu verstehen.