Inspiriert von frühen Abenteurern und Filmen ist die Archäologie reich an Klischees. Die Jagd nach Goldschätzen entspricht jedoch genauso wenig der heutigen Realität wie das Ausgraben ganzer Städte mit Pinsel und Zahnbürste. Und doch hat jedes Klischee irgendwo einen wahren Kern. So auch jenes, dass Archäologen alles, was sie sich nicht erklären können, «kultisch» deuten. Ein gutes Beispiel dafür sind die «Mondhörner», die zahlreich aus Fundstellen der späten Bronzezeit (1300-800 v. Chr.) bekannt sind. Weil Schriftquellen aus dieser Zeit fehlen ist bis heute unklar, wozu diese Objekte aus Ton oder Sandstein dienten.
Die ersten Mondhorn-Funde Mitte des 19. Jahrhunderts wurden als Objekte eines «gallischen Cultus» interpretiert. Das genaue Alter dieser Gegenstände war damals noch unbekannt. Die «Mondbilder» hätten schützend und heilend gewirkt. Gemäss der kultischen Deutung setzte sich dann der Kunstbegriff «Mondhorn» durch, der die Form der Gegenstände mit der Mondsichel und einem Stiergehörn verbindet. Beide Elemente, der Mond wie auch das Rind, waren in verschiedensten urgeschichtlichen Kulturen wichtiger Bestandteil damaliger Glaubensvorstellungen.
Es gab auch verschiedene Versuche, Mondhörnern einen alltäglichen, praktischen Zweck zuzuweisen. Doch überzeugen heute weder die Idee der Nackenstütze, der Feuerbock als Brennhilfe in der Feuerstelle noch der Mondkalender, an welchem sich die zwölf Mondzyklen des Sonnenjahres ablesen lassen.
Und so steht in der Forschung in den letzten Jahren erneut die kultische Deutung der Mondhörner im Vordergrund. Allerdings deutlich fundierter als noch vor 170 Jahren! Beobachtungen zeigten nämlich, dass Mondhörner häufig mit Feuer in Kontakt waren. Und Feuer war – damals wie auch noch heute – ein wichtiges Element in kultischen oder religiösen Handlungen. Zudem sind mehrere Mondhörner bekannt, die sorgfältig in der Erde vergraben wurden, beispielsweise im nahe gelegenen Boswil. Aufsehen erregte auch die Entdeckung eines Mondhorns in Cham, das zusammen mit einer menschlichen Figur aus Stein, einem Topf und einem «Rillenstein» (ein weiteres Objekt, dessen Zweck die Archäologie nicht kennt) in einer Grube niedergelegt war. Die Zeichen häufen sich also, dass die Mondhörner in der Spätbronzezeit tatsächlich in einem Kult verwendet wurden. Was die Form des Mondhorns letztendlich symbolisiert und welche religiösen Vorstellungen sich dahinter verbergen, bleibt jedoch ein ungelöstes Rätsel.
Die Faszination für diese Objekte bleibt damit ungebrochen. Wer sich selbst ein Bild verschaffen will, hat die Gelegenheit, in der aktuellen Sonderausstellung «Mondhörner – Rätselhafte Kultobjekte der Bronzezeit» im Museum Burghalde 40 herausragende Exponate aus der gesamten Schweiz zu bestaunen.
Am 2. Mai findet um 11.00 Uhr eine Führung zum Thema statt: Öffentliche Sonntagsführung «Religion und Kult in der Bronzezeit»
Die ersten Mondhorn-Funde Mitte des 19. Jahrhunderts wurden als Objekte eines «gallischen Cultus» interpretiert. Das genaue Alter dieser Gegenstände war damals noch unbekannt. Die «Mondbilder» hätten schützend und heilend gewirkt. Gemäss der kultischen Deutung setzte sich dann der Kunstbegriff «Mondhorn» durch, der die Form der Gegenstände mit der Mondsichel und einem Stiergehörn verbindet. Beide Elemente, der Mond wie auch das Rind, waren in verschiedensten urgeschichtlichen Kulturen wichtiger Bestandteil damaliger Glaubensvorstellungen.
Es gab auch verschiedene Versuche, Mondhörnern einen alltäglichen, praktischen Zweck zuzuweisen. Doch überzeugen heute weder die Idee der Nackenstütze, der Feuerbock als Brennhilfe in der Feuerstelle noch der Mondkalender, an welchem sich die zwölf Mondzyklen des Sonnenjahres ablesen lassen.
Und so steht in der Forschung in den letzten Jahren erneut die kultische Deutung der Mondhörner im Vordergrund. Allerdings deutlich fundierter als noch vor 170 Jahren! Beobachtungen zeigten nämlich, dass Mondhörner häufig mit Feuer in Kontakt waren. Und Feuer war – damals wie auch noch heute – ein wichtiges Element in kultischen oder religiösen Handlungen. Zudem sind mehrere Mondhörner bekannt, die sorgfältig in der Erde vergraben wurden, beispielsweise im nahe gelegenen Boswil. Aufsehen erregte auch die Entdeckung eines Mondhorns in Cham, das zusammen mit einer menschlichen Figur aus Stein, einem Topf und einem «Rillenstein» (ein weiteres Objekt, dessen Zweck die Archäologie nicht kennt) in einer Grube niedergelegt war. Die Zeichen häufen sich also, dass die Mondhörner in der Spätbronzezeit tatsächlich in einem Kult verwendet wurden. Was die Form des Mondhorns letztendlich symbolisiert und welche religiösen Vorstellungen sich dahinter verbergen, bleibt jedoch ein ungelöstes Rätsel.
Die Faszination für diese Objekte bleibt damit ungebrochen. Wer sich selbst ein Bild verschaffen will, hat die Gelegenheit, in der aktuellen Sonderausstellung «Mondhörner – Rätselhafte Kultobjekte der Bronzezeit» im Museum Burghalde 40 herausragende Exponate aus der gesamten Schweiz zu bestaunen.
Am 2. Mai findet um 11.00 Uhr eine Führung zum Thema statt: Öffentliche Sonntagsführung «Religion und Kult in der Bronzezeit»
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Der Titel dieser Rubrik geht auf das Kuriositätenkabinett zurück, das im 14. Jahrhundert entstand und ein Vorläufer der heutigen Museen ist. In diesem Raum oder Schrank wurde alles gesammelt, was als interessant angesehen wurde. Die Sammlungen an Kuriositäten gingen von einheimischen Artefakten bis hin zu naturkundlichen Objekten und Fossilien.
Jonas Nyffeler ist Kurator Archäologie im Musuem Burghalde.