Heute erinnert noch der allseits bekannte «Seifi-Parkplatz an die Lenzburger Seifenindustrie. Aber von vorne: 1857 gründete Rudolf Ringier die Savonnerie, und produzierte vor allem Medizinalseife, die in Fachkreisen hohe Anerkennung fand. Ab den 1920er Jahren kamen mehr und mehr Produkte hinzu, zum Beispiel Wasch- und Reinigungsmittel, Toiletten- sowie Hand- und Waschsseifen. Bis in die 1950er waren vor allem drei Reinigungsprodukte für den Haushalt wichtig: Kernseife, Seifenflocken und Scheuerpulver.
Obwohl Scheuerpulver und Kernseife auch heute noch in den Regalen stehen, sind diese Produkte doch eher alte Schule. Hand aufs Herz: Wer von Ihnen kann [ohne zu googlen] aus dem Stehgreif erklären, wofür und wie Seifenflocken verwendet werden?
Für diese Kolumne wurden nicht nur Objekte aus der Sammlung hinzugezogen, sondern auch die Erinnerungen von K.W. an die 1950er-Jahre. Sie war damals eine junge Mutter und ist heute 95 Jahre alt: «Seifenflocken habe ich benutzt, um Stoffwindeln zu waschen. Ich hatte ja keine Waschmaschine damals. Die ‹inneren› Windeln habe ich eingeweicht, und zwar auf dem Herd in einem Topf mit Seifenflocken, dann habe ich die Windeln gewaschen. Die ‹Pijiwindeln›, also die äusseren Windeln, wurden einfach mit Wasser ausgewaschen. Auch Kernseife benutzte ich. Wenn die Windeln sehr schmutzig waren, habe ich sie jeweils mit Kernseife eingerieben und über Nacht eingeweicht.» Kernseife ist überhaupt ein Allzweckputzmittel. Sie kann für Böden, Textilien und Möbel genutzt werden, aber auch Körper- und Haarpflege ist möglich. K.W. ergänzt: «Wenn du zum Beispiel eine Nagelbett-Entzündung hast, dann löst du ein wenig Kernseife in warmem Wasser auf und badest deine Finger darin. Das hilft!» Es überrascht nicht, dass die Kernseife eine Renaissance erlebt. Sie ist nicht nur vielseitig einsetzbar, sondern auch handlich und biologisch abbaubar. Gerade Letzteres ist heutzutage ein umso schlagkräftigeres Verkaufsargument. Das Museum Burghalde erhielt im Rahmen der Sonderausstellung «Saubere Sache» viele Kernseifen und Seifenverpackungen geschenkt. Jedoch wurden gerade von der Kronenseife einige Stücke von den Gönnerinnen zurückbehalten, da Kernseife immer noch das beste Fleckenmittel sei. Nicht von ungefähr war die Kronenseife über viele Jahre die Krönung der Lenzburger Produktion. Auch, weil sie dank ihrer konischen und achteckigen Form besonders gut in der Hand lag.
Das Rex-Scheuerpulver war ein weiterer Verkaufsklassiker aus der Seifi. Scheuerpulver wird heute noch für unempfindliche und stark verschmutzte Oberflächen genutzt. Früher wurde es unter anderem für Pfannen verwendet. K.W. berichtet: «Ob Scheuerpulver die Pfannen verkratzt? Ach, darauf haben wir doch damals nicht geachtet! Teflon und das alles gab es für uns noch lange nicht. [Die erste Firma für teflonbeschichtete Pfannen, «Tefal» wurde 1956 gegründet.] Meine Schwiegermutter scheuerte ihre Pfannen immer so sehr, dass die ganz silbern glänzten. Die wurden dann – fünf an der Zahl – nebeneinander aufgehängt. Die Pfannen waren der Stolz ihrer Küche. Für sowas war Scheuerpulver wirklich wichtig.»
Ganz ohne Putz- und Scheuerkrampf zeigt die Sonderausstellung «Saubere Sache» des Museum Burghalde noch bis Ende Dezember 2021 Einblicke in die Geschichte und Entwicklungen in Sachen Hygiene und Sauberkeit.
Tipp: Bereits jetzt vormerken: Familien-Wochenende am 21. und 22. August – mit Seifenkistenrennen! www.seifi.ch
Die Kernseife von ihrer besten Seite?
Obwohl Scheuerpulver und Kernseife auch heute noch in den Regalen stehen, sind diese Produkte doch eher alte Schule. Hand aufs Herz: Wer von Ihnen kann [ohne zu googlen] aus dem Stehgreif erklären, wofür und wie Seifenflocken verwendet werden?
Trocknende Seifenflocken in der ehemaligen Savonnerie Lenzbourg. Foto um 1910, Sammlung Museum Burghalde
Grosi erinnert sich
Für diese Kolumne wurden nicht nur Objekte aus der Sammlung hinzugezogen, sondern auch die Erinnerungen von K.W. an die 1950er-Jahre. Sie war damals eine junge Mutter und ist heute 95 Jahre alt: «Seifenflocken habe ich benutzt, um Stoffwindeln zu waschen. Ich hatte ja keine Waschmaschine damals. Die ‹inneren› Windeln habe ich eingeweicht, und zwar auf dem Herd in einem Topf mit Seifenflocken, dann habe ich die Windeln gewaschen. Die ‹Pijiwindeln›, also die äusseren Windeln, wurden einfach mit Wasser ausgewaschen. Auch Kernseife benutzte ich. Wenn die Windeln sehr schmutzig waren, habe ich sie jeweils mit Kernseife eingerieben und über Nacht eingeweicht.» Kernseife ist überhaupt ein Allzweckputzmittel. Sie kann für Böden, Textilien und Möbel genutzt werden, aber auch Körper- und Haarpflege ist möglich. K.W. ergänzt: «Wenn du zum Beispiel eine Nagelbett-Entzündung hast, dann löst du ein wenig Kernseife in warmem Wasser auf und badest deine Finger darin. Das hilft!» Es überrascht nicht, dass die Kernseife eine Renaissance erlebt. Sie ist nicht nur vielseitig einsetzbar, sondern auch handlich und biologisch abbaubar. Gerade Letzteres ist heutzutage ein umso schlagkräftigeres Verkaufsargument. Das Museum Burghalde erhielt im Rahmen der Sonderausstellung «Saubere Sache» viele Kernseifen und Seifenverpackungen geschenkt. Jedoch wurden gerade von der Kronenseife einige Stücke von den Gönnerinnen zurückbehalten, da Kernseife immer noch das beste Fleckenmittel sei. Nicht von ungefähr war die Kronenseife über viele Jahre die Krönung der Lenzburger Produktion. Auch, weil sie dank ihrer konischen und achteckigen Form besonders gut in der Hand lag.
Die patentierte Kronenseife aus Lenzburger Produktion
Das Rex-Scheuerpulver war ein weiterer Verkaufsklassiker aus der Seifi. Scheuerpulver wird heute noch für unempfindliche und stark verschmutzte Oberflächen genutzt. Früher wurde es unter anderem für Pfannen verwendet. K.W. berichtet: «Ob Scheuerpulver die Pfannen verkratzt? Ach, darauf haben wir doch damals nicht geachtet! Teflon und das alles gab es für uns noch lange nicht. [Die erste Firma für teflonbeschichtete Pfannen, «Tefal» wurde 1956 gegründet.] Meine Schwiegermutter scheuerte ihre Pfannen immer so sehr, dass die ganz silbern glänzten. Die wurden dann – fünf an der Zahl – nebeneinander aufgehängt. Die Pfannen waren der Stolz ihrer Küche. Für sowas war Scheuerpulver wirklich wichtig.»
Rex versprach «königliche» Sauberkeit
Ganz ohne Putz- und Scheuerkrampf zeigt die Sonderausstellung «Saubere Sache» des Museum Burghalde noch bis Ende Dezember 2021 Einblicke in die Geschichte und Entwicklungen in Sachen Hygiene und Sauberkeit.
Tipp: Bereits jetzt vormerken: Familien-Wochenende am 21. und 22. August – mit Seifenkistenrennen! www.seifi.ch
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Der Titel dieser Rubrik geht auf das Kuriositätenkabinett zurück, das im 14. Jahrhundert entstand und ein Vorläufer der heutigen Museen ist. In diesem Raum oder Schrank wurde alles gesammelt, was als interessant angesehen wurde. Die Sammlungen an Kuriositäten gingen von einheimischen Artefakten bis hin zu naturkundlichen Objekten und Fossilien.
In der Rubrik «Kuriositätenkabinett» stellt die Sammlungsverantwortliche Irène Fiechter jeden Monat ein Objekt aus den historischen Sammlungen des Museum Burghalde Lenzburg vor.