Stadtgespräch

News aus dem Tommasini

Seit einigen Monaten investiert das Tommasini in die Neustrukturierung und -entwicklung auf allen Ebenen des Kulturhauses. Damit wird ein notwendiger Schritt getan, um das «Tomm» zukunftsfähig zu machen.

Von: Olga Kuck im Gespräch mit Guy Baumgartner und Florian Kronenberger / Tommasini

Bild: Stadt Lenzburg

Ein wenig abseits vom Lenzburger Stadtkern liegt das rote Kulturhaus Tommasini. Leicht aus der Zeit gefallen, jeder Eitelkeit abgeneigt und voller authentischer Kreativität. Seine Besucher*innen bringen das Tommasini mit besonderen Erlebnissen in Verbindung: so z.B. dem zur Institution gewordenen Deutschtreff des Vereins «vo ergendwo», dem Jugendtreff der Jugendarbeit Lenzburg, dem Kulturfestival «Guck mal Günther, Kunst» oder den lauen Sommerabenden um die Feuerschale und kalten Winternächten am TommBar-Tresen.

Seinen alternativ-kulturellen Ruf schöpft das Kulturhaus aus dem unentgeltlichen Engagement all jener, die im Haus eine Heimat für ihren künstlerischen und sozialen Austausch finden. Diese Kräfte konnten sich entfalten, weil der Verein zwar einer Leistungsvereinbarung mit der Stadt untersteht, bei deren Ausgestaltung aber grösste Freiheit geniesst.

Wind of Change

Seit einigen Monaten investiert das Tommasini erhebliche Energien in die Neustrukturierung und -entwicklung auf allen Ebenen des Kulturbetriebs. Damit wird ein notwendiger Schritt getan, um das Kulturhaus zukunftsfähig zu machen. Nach der Abschaffung der Koordinationsstelle wurde im Herbst 2020 ein Gremium von fünf Koordinationspersonen geschaffen, welche vom Verein gewählt werden. So soll sichergestellt werden, dass die Vielfalt des Hauses sowie seine neuen Prozesse und Strukturen zum gelebten Alltag werden.

Trotz des grossen ehrenamtlichen Engagements der Mitglieder hat die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt, dass die betriebsrelevanten Funktionen im Haus – wie Koordination, Unterhalt, Buchhaltung, Veranstaltungstechnik oder -programm – nicht auf rein unentgeltlicher Basis geleistet werden können. Ohne finanzielle Anreize fehlt es den Engagierten langfristig an Motivation, sich der Erfüllung begrenzt attraktiver, aber umso unverzichtbarer Aufgaben anzunehmen. Der Verein möchte in naher Zukunft finanzielle Beiträge zur Entschädigung der wichtigsten Funktionen im Haus bereitstellen. Die Mittel sollen aber auch dazu genutzt werden, die vielfältige Infrastruktur sowie das bereits bestehende Veranstaltungsangebot auszubauen.

Hanf, Tabak, Teigwaren – jetzt Kultur

Das Tommasini wird in der Geschichtsschreibung erstmals 1794 als Hanfreibe erwähnt. Der neben dem Haus fliessende Aabach war damals Lebensader der einsetzenden Industrialisierung. Im Zuge des 19. Jahrhunderts wechselte es mehrmals den Besitzer und beherbergte im Laufe seiner Geschichte eine Weberei, eine Tabakstampfe und schliesslich im 20. Jahrhundert eine Teigwarenfabrik, die dem Haus seinen Namen gab.

Das Lenzburger Kulturhaus blieb seither stets im Wandel – nicht nur äusserlich, sondern auch intern. So haben sich in den Jahren sowohl die Trägerschaft als auch die Strukturen laufend gewandelt und weiterentwickelt. Seit der Neugründung des Vereins blickt das Kulturhaus auf eine Zeit voller Personalwechsel und dem Kommen und Gehen unterschiedlicher Leitungen zurück. Mit der Neustrukturierung soll das Tomm jetzt zu einer roten Linie finden.

Die Vision hinter der Mission

Das Haus bietet einen einzigartigen Freiraum, in dem ein Wirken in allen erdenklichen Formen möglich ist und wo ein breitgefächertes Kulturangebot gelebt wird. Es öffnet Türen und stellt Ressourcen bereit, um sich einzubringen und auf Neues einzulassen. Alle Menschen, die sich mit den Grundsätzen der Toleranz identifizieren können, sind willkommen und sollen die Möglichkeit haben, eigene Projekte zu verwirklichen. Gerade Jugendliche möchte das Haus dazu animieren, Kunst und Kultur zu entdecken und zu leben. Trotz der anstehenden Reform soll das Tommasini weiterhin ein Nischenangebot und «Geheim-Tipp» bleiben, mit dem das Interesse für die Dinge hinter der Mehrheitsgesellschaft geweckt wird. Ganz nach dem guten (alten) Motto: «Das Tommasini ist Kunst und Kult». 

Vom «Tomm» gibt es bald wieder zu lesen. Unterdessen findet ihr alle Informationen hier: www.tomm.ch