Kuriositätenkabinett

Rein in den Frühling

Nach dem Monat Februar geht’s nun gereinigt in den Frühling. Welch jahrtausendealte Tradition dabei überliefert ist, wird im Folgenden verraten. Von Ziegen, Blut und Sauberkeit.

Von Irène Fiechter

 

Februar kommt vom lateinischen «februa» und geht zurück auf Reinigungs- und Fruchtbarkeitsfeierlichkeiten, die eben im Monat Februar stattfanden. Und zwar waren das die sogenanten «Lupercalien». Lupercus oder Faunus war ein Gott, der die Wölfe von den Schafen vertrieb (der Name bedeutet wortwörtlich «Wolfsabwehrer»). Der Herdengott wurde mit der Zeit als Mischwesen aus Mensch und Ziege dargestellt. Am 15. Februar, dem dies februatus schlachtete man zu seinen Ehren eine Ziege oder ein Schaf und strich zwei vornehmen jungen Männern ein wenig vom Blut des geopferten Tieres auf die Stirn. Die zwei Männer sollten dann in Gelächter ausbrechen. So verlangte es das Ritual. Diese Euphorie ist wohl als Lachen der Erleichterung darüber zu deuten, dass sie nicht mehr selbst, wie zu Zeiten ihrer Urahnen, geopfert wurden. Nach einem Opfermahl liefen die Priester, also die Luperci, in den Fellen der geopferten Böcke durch die Strassen und schlugen verheirateten Frauen mit Lederriemen auf die Hand. Dies sollte den Ehefrauen helfen, schwanger zu werden. So überrascht die These nicht, dass der dies februatus als ein Vorgänger des Valentinstags angesehen werden kann. Die Lupercalia existierten noch bis Ende des fünften Jahrhunderts und wurden dann von Papst Gelasius l als letztes heidnisches Fest verboten.
Die Reinigungsfeierlichkeiten der Lupercalien beziehen sich übrigens nicht auf die körperliche Sauberkeit, sondern auf die geistige Reinheit. Der dies februatus war der Tag der Sühnung, der Land, Leute und Herden eben wieder rein und damit empfänglich machen sollte, um Früchte zu tragen. Den Tag der Reinwaschung von Sünden gibt es in vielen Religionen und ist beispielsweise für das Christentum der Karfreitag. Fruchtbarkeitszeremonien – auch wenn die alten Bräuche heute vielleicht seltsam anmuten – werden noch praktiziert. Sie haben sich vom Februar im Laufe der Jahrhunderte in die Osterzeit verlagert und sich mit anderen vorchristlichen Bräuchen und den Osterfeierlichkeiten vermischt.

Seifenwerbung mit Faun (um 1900) aus der Sammlung des Museum Burghalde Lenzburg

Nicht nur in der Religion sind noch immer Spuren der vergangenen Bräuche spürbar, auch in säkularen Bildern und Illustrationen tauchen immer wieder Symbole für Sauberkeit auf, die auf sehr alte Reinheitsbegriffe hinweisen. Augenfällig wird das etwa in der kommerziellen Werbung für Waschmittel.

Eine grossartige Auswahl an Seifenetiketten und Werbeplakaten der letzten 125 Jahre offenbart die Sonderausstellung «Saubere Sache» in der ehemaligen Savonnerie Lenzbourg (Seifi) des Museum Burghalde, die übrigens «Dank» Corona bis Ende Jahr verlängert wurde.
Und wer sich selbst etwas Gutes tun will und voller Blumenduft rein in den Frühling wandeln möchte, dem seien die Lenzburger Seifi-Kreationen im Museumsshop empfohlen.
Titelbild: Ausschnitt der Postkarte «Seifenblasen» des deutschen Malers Hans Dieter, um 1920. Zu sehen in der aktuellen Ausstellung «Saubere Sache».