Kuriositätenkabinett

Trockentauchen im Museum

Eintauchen ins neue Jahr und nach Kulturgut schnorcheln: Unterwasserabenteuer im Museum.

Von Irène Fiechter und Jonas Nyffeler

 

Tauchgrabungen – ob im Meer, in Seen oder Flüssen – sind immer mit Risiken verbunden und können tödlich enden.
Nur die wenigsten Archäologinnen und Archäologen haben die Gelegenheit – und den nötigen Tauchschein –, eine Tauchgrabung durchzuführen. Im Museum Burghalde lässt sich hingegen ganz ohne besondere Voraussetzungen eine Expedition unter Wasser erleben.
Im ersten Obergeschoss starten die Interessierten mit einer Virtual-Reality-Brille ihre Erkundungstour unter Wasser und begleiten die Tauchexpedition in die Tiefe des Hallwilersees. In den musealen Gefilden wird also nicht geschnorchelt, eingetaucht hingegen schon.
Was die archäologischen Expeditionen der letzten Jahrzehnte so alles an Schätzen hervorgebracht haben, offenbart die Vitrine nebenan. Es sind Kostbarkeiten aus dem UNESCO-Welterbe «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen». Dieses Welterbe umfasst sechs Länder und 111 Fundstellen! Zwei davon befinden sich im Aargau: Die eine im Riesi in Seengen, die andere im Ägelmoos in Beinwil am See. 
Das verzierte Bronzemesser etwa konnte bei einer Tauchgrabung aus dem Jahr 2000 im Ägelmoos geborgen werden. Auch aus anderen Siedlungen sind solche Messer bekannt. Früher als verlorene Gegenstände interpretiert, gehen die Archäologen heute davon aus, dass es sich dabei um Opfergaben handelt. Das Messer wurde demnach einer höheren Macht geweiht, die wir jedoch nicht genauer kennen. Auch andere Bronzegegenstände wurden in der Bronzezeit in Seen, Quellen oder Flüssen geopfert, zum Beispiel Schwerter oder Gewandnadeln. 
Mindestens drei Dörfer aus der Jungsteinzeit (4200 v. Chr.), der frühen und der späten Bronzezeit (1700 und 1000 v. Chr.) verstecken sich beim Ägelmoos im Seegrund. Die Tauchuntersuchung wurde notwendig, weil die Fundschichten durch die Wellen der Motorboote langsam erodieren. Um die Fundstelle vor weiterer Zerstörung zu schützen, deckten sie die Archäologen mit einem sogenannten Geotextil ab und beschwerten es mit einer 20 cm dicken Kiesschicht. Unter diesem Schutzmantel schlummern nun die archäologischen Überreste ungestört vor sich hin. Drei unter Schlick, Kies und Textil konservierte Dörfer, geschützt für die Nachwelt. Bis sie zukünftig vielleicht mit neuen Untersuchungsmethoden wieder geweckt werden.
Wie funktioniert so eine Tauchgrabung? Wird mit einer Schaufel unter Wasser Erde abgetragen? Nicht ganz. Meist werden im Seegrund nur kleine «Fenster» in die Vergangenheit geöffnet. Dafür braucht es feineres Werkzeug, zum Beispiel eine kleine Maurerkelle. Die Entdeckung des bronzezeitlichen Messers war sogar ohne Werkzeug möglich. Bereits vor einiger Zeit war der Bronzefund durch die Wasserströmung an die Seeoberfläche gespült worden und versteckte sich lediglich unter einer feinen Schlammschicht. Diese wedelten die Taucher sorgfältig mit den Händen weg – schon war die Entdeckung des Messers perfekt.
Übrigens: Wenn Sie selbst mit etwas Staubwedeln beim anstehenden Frühjahrsputz Ihres Estrichs, Wohnzimmers oder Kellers das eine oder andere vergessene Objekt freilegen und nicht wissen, wohin damit, dann melden Sie sich doch im Museum Burghalde. Vielleicht ergänzen Sie damit unsere Sammlung.