Stadtgespräch, Voyeur*in

Update aus dem «Sonnenberg»

Beim Umbauprojekt des «Sonnenberges» hat sich mittlerweile einiges getan. We Love Lenzburg durfte dem ehemaligen Wohnhaus von Peter Mieg einen weiteren Besuch abstatten.

Von Olga Kuck

Bilder: Roman Gaigg

Als einer der grössten Fans des «Sonnenberges» war es für mich eine besondere Freude, Christine von Arx und ihr Haus wiederzusehen. Aktuell befindet sich das Umbauprojekt zur Kulturoase (We Love Lenzburg berichtete) in den Vorbereitungen für das Baugesuch. Das Vorprojekt hat einen guten Stand und eigentlich sind Christine und ihr Team in der Planung sogar schon etwas weiter. Das Gesuch wird bald vom Bauamt geprüft ­– und hoffentlich bewilligt. Eines der wichtigsten Anliegen ist, dass alle Vorhaben den Vorschriften der Denkmalpflege entsprechen. Christine ist diesbezüglich zuversichtlich, schliesslich ist es ihre Herzensangelegenheit, dass das Kulturgut erhalten bleibt.

Foto: Christine zeigt uns den zweiten Stock, wo bereits im Zug des Rückbaus alle Teppichböden entfernt wurden.

All eyes on die Veranda

Der erste Teil des Umbaus, der für die Bevölkerung bald sichtbar sein wird, ist die Restauration der Veranda. Damit kann schon vor der Bewilligung des Baugesuchs begonnen werden, weil hier nicht gebaut, sondern nur restauriert wird. Die verschnörkelte Gusseisen-Veranda befindet sich an der schmalen Seite des Hauses. Der Kunstschlosser wird die Geländer abbauen und in sein Atelier mitnehmen. Die Stützen bleiben an Ort und Stelle, da sie im Fundament eingelassen sind.

Foto: Die Gusseisen-Veranda wird demnächst demontiert und im Atelier des Kunstschlossers restauriert.

Upgrade für den Kachelofen

Auch  der historische Kachelofen im Salon des «Sonnenberges» bekommt ein Make-Over. Der Ofen wurde vergangene Woche sorgfältig abgebaut und die einzelnen Kacheln für die Umbauzeit sicher eingelagert. Im Zuge der Restaurierung wird  die Einfeuerung wieder voll funktionstüchtig gemacht. Der Ofen wird den «Sonnenberg» künftig wieder mit seiner wohligen Wärme versorgen. Für diese Arbeiten wurde ein professioneller Ofenbauer beauftragt. Es ist sehr spannend, welche nicht-alltäglichen Berufe am Umbau des «Sonnenberges» beteiligt sind.
Foto: Die Kacheln des Ofens wurden Stück für Stück demontiert und nummeriert. Sie werden im Zug des Umbaus wieder zum funktionstüchtigen Ofen zusammengesetzt.

Wasser marsch!

Auf dem Areal des «Sonnenberges» gibt es zwei Brunnen, die von Quellwasser gespiesen sind. Beim oberen Brunnens lief schon länger kein Wasser mehr.  Also veranlasste Christine Grabungen im Gelände, Viele Wurzeln kam in der Quellfassung zum Vorschein, die man entfernte. Schliesslich konnte das Wasser wieder gefasst und in Röhren zum Brunnen zurückgeführt werden.

Foto: Auch im Landweibeleibrunnen fliesst das Wasser jetzt wieder.

Der Springbrunnen wird belebt

Bei der Sanierung der unteren Quellfassung, kam ein Stollen zum Vorschein, der 47 Meter in den Gofi führt. Hier kann man sogar hindurchlaufen, bis man am Ende ein Muschelkalkbecken erreicht, wo sich das Wasser sammelt. Für die Umbaupläne von Christine ist es sehr wichtig, dass die Brunnen wieder Wasser haben. Der Überlauf des oberen Brunnens führt nämlich zum Springbrunnen vor dem Hauseingang und weiter in die kleine Gartengrotte. Wäre dieser Brunnen trocken geblieben, hätte Christine das alte Gartenkonzept nicht in den Originalbetrieb nehmen können.

Foto: Der Springbrunnen soll bald mit dem Wasser des oberen Brunnens zum Leben erweckt werden.

Immer wieder ein Tapetenwechsel

Eine faszinierende Sache ist auch die Tapetenrestaurierung. In den vergangenen Wochen wurden eine Vielzahl der Tapeten Schicht für Schicht soweit abgezogen, dass die Restauratorin einen Bericht erstellen konnte. Es kamen diverse Musterungen und zum Teil echt gewagte Bordüren (Anm.: Rahmen / Umrandung der Wände) zum Vorschein. Besonders im Inneren der vielen Einbauschränke finden sich gut erhaltene Exemplare, die Aufschluss zu den verschiedenen Trends der vergangenen Jahrzehnte geben.

Foto: Die Tapeten im Haus werden Schicht für Schicht abgetragen. Das Fragmentarische gefällt der Historikerin Christine.

Tapete als Stilmittel

Fest steht: Früher hatte man viel Mut zur Farbe. Tapeten kamen im 18. Jahrhundert auf und wurde damals noch gänzlich von Hand gezeichnet. Ab 1830 – 1840 wurde industriell ein «Endlospapier» hergestellt, was die Tapete massentauglich machte. Plötzlich wurde tapeziert was das Zeugs hielt. Die modischen Wechsel lassen sich im «Sonnenberg» sehr schön beobachten. Denn jedes Mal wenn ein neuer Bewohner eingezogen ist, hat er seinen eigenen Stil reingebracht.
Foto: We Love Lenzburg auf Tuchfühlung.

Stay tuned

Wir sind gespannt auf die weiteren Umbauschritte, die hier im «Sonnenberg» erfolgen sollen. Das ehemalige Wohnhaus von Peter Mieg wird seiner neuen, sinnstiftenden Bestimmung als Kulturgästehaus voraussichtlich 2023 übergeben.