Stadtgespräch

«Geschlecht» – die neue Ausstellung im Stapferhaus

Ab 1. November 2020 erfahren wir im Stapferhaus Lenzburg, was eine Klaviertastatur mit Gleichstellung zu tun hat und weshalb die richtig mächtigen Männer früher Stöggelschuhe trugen.

Von Olga Kuck

Bilder: Stapferhaus

Seit der riesige, hölzerne Pinocchio vom Vorplatz verschwunden ist, scheint Ruhe im Stapferhaus eingekehrt zu sein. Doch der Eindruck täuscht. Schon im Herbst beginnt die nächste Ausstellung und es geht um ein Thema, das omnipräsent ist. In Gedanken, am Tisch, im Bett oder im Büro: Das «Geschlecht» ist ein fundamentaler Teil unserer Persönlichkeit. Spätestens ab dem dritten Lebensmonat werden wir vom Umfeld unweigerlich mit der Frage konfrontiert: Ja, und wer bist du denn? Männlein oder Weiblein? Oder vielleicht etwas dazwischen, vielleicht sogar ausserhalb? Warum gibt es nur schwarz-weiss – äh scusi, rosarot-hellblau? Und wie schaffen wir es in einer Welt, in der die Wenigsten wissen, wer sie sind, zu leben und zu lieben?
Bild 1: Das Stapferhaus ist ein beliebter Begegnunsort.

Starke Themen im Fokus

Das Stapferhaus in Lenzburg schreibt sich auf die Fahne, gesellschaftsrelevante Fragen zu betrachten und sich mit prägenden Gegebenheiten auseinanderzusetzen. Das Thema «Geschlecht» stand schon lange auf der Wunschliste der Organisator*innen. Im Verlauf der Planung kamen aber auch die Follower des Stapferhauses durch Umfragen und Abstimmungen auf den sozialen Medien zu Wort. Dabei fiel auf, wie emotional die Rückmeldungen waren. Hierzu trug mit Sicherheit die 2017 entfachte #metoo-Debatte bei, welche die Gesellschaft nachhaltig erschüttert hat. Mittlerweile können die einen nichts mehr über Rollenverteilung und Geschlechterklischees hören, die anderen hingegen kriegen nicht genug. Das Stapferhaus will den Spagat schaffen und beide Seiten ansprechen. «Geschlecht» soll ein sicherer Ort für den offenen Dialog werden und die Besucher*innen dazu einladen, sich lustvoll mit der eigenen Weiblichkeit und Männlichkeit auseinanderzusetzen, ohne dabei parteiisch oder politisch zu werden.
Bild 2: Erstes Modell der Ausstellungsräume. Das Erlebnis «Geschlecht» erschafft das Stapferhaus in enger Zusammenarbeit mit Grafikern und Szenographen.

Durch den Geschlechterdschungel zu sich selbst

Auch die Umsetzung von «Geschlecht» bleibt dem Kredo des Stapferhauses treu. Die Besucher*innen sollen sich selbst erleben, spielerisch aktiv werden und mit einem Mehrwert nach Hause gehen. Die Ausstellung öffnet den Blick über die rosarote und hellblaue Brille hinaus und führt durch den Geschlechterdschungel zu uns selbst. «Fake» war im Vergleich dazu eher eckig, technisch und gerade dank dem «Amt der Wahrheit» etwas kühl. «Geschlecht» wird in der ganzen Aufmachung in das andere Extrem gehen: warm, farbig, haptisch und sinnlich – so wie Geschlechter eben sind. Dazu passend wird der hölzerne Pinocchio durch eine bunte Blumeninstallation ersetzt, die an die Gestaltung der Key Visuals angelehnt ist und aus dem Stapferhaus in den Vorplatz herauswachsen soll.

Bild 3: Das Stapferhaus hat rosarote und hellblaue Spielsachen für einen der Ausstellungsräume gesammelt.

Der Dialog beginnt jetzt

Wer mag, kann sich schon heute aktiv in die neue Ausstellung einbringen. Das Stapferhaus sucht im Vorfeld nach Stories, Anekdoten, Meinungen, Erfahrungen und allgemeinen Feedbacks zum neuen Thema. Was wünschst Du dir im Zusammenleben der Geschlechter? Welche Klischees regen dich auf? Melde Dich auf jeden Fall unter input@stapferhaus.ch!

Ich danke an dieser Stelle Noemi Fraefel, der Verantwortlichen für Kommunikation & Marketing des Stapferhauses, für die Informationen und das tolle Gespräch. Und den Bleistift, ohne den ich diesen Text nie hätte skizzieren können.