Stadtgespräch

#19 Grüezi Lenzburg!

Im monatlichen Editorial erzähle ich von meinen Gedanken und Erlebnissen als Redaktorin von «We Love Lenzburg». Heute gibt es ein kleines Geständnis.

Von Olga Kuck
Titelbild: Nicolas Simon

Lange habe ich gegrübelt, wie ich diese Zeilen beginnen soll, denn sie tragen eine Beichte in sich, die mir schwer auf der Seele liegt. Heute vermelde ich es ohne Umschweife: Einst Lenzburg-treue Seele, bin ich weitergezogen – nicht weit, aber doch entscheidend. Mein neues Zuhause ist nun Aarau, Lenzburgs «grössere Schwester». Ein Ort, der mich mit offenen Armen und neuen Möglichkeiten empfangen hat.

Ist das ein Verrat an Lenzburg? Habe ich unser Städtchen am Schlosshügel für die lebhaften Strassen Aaraus eingetauscht? Wie bei jeder bedeutenden Veränderung, war auch dieser Schritt von tiefgehenden Gründen begleitet: die Liebe und eine berufliche Chance zogen mich weiter. «Ich bin Ende oder Anfang», schrieb einst Kafka. Und für mich war der Umzug der Beginn eines neuen Kapitels – nicht das Ende der Liaison mit meiner Lieblingsstadt.

Eine neue Fernbeziehung


Mit ein wenig Abstand betrachtet, erscheint der Reiz von Lenzburg aus der Ferne neu. Erwachsene pflegen mir seit jeher zu sagen, wie man «Dinge erst vermisst, wenn man sie nicht mehr hat.» Ja, vielleicht ist es gerade die Distanz, die meine Wertschätzung vertieft hat.

Bis ich meine Fernbeziehung mit Lenzburg begann, hat mir diese Beziehungsform nie eingeleuchtet. Und siehe da, jetzt gehöre ich auch zum Club. Statt nächtlicher Anrufe tausche ich heute Besuche gegen nostalgische Erinnerungen. Jedes Mal, wenn ich nach LBC zurückkomme, ist es, als würde mich ein alter Freund umarmen – und feststellen, dass wir beide etwas älter, aber kein bisschen weiser geworden sind.

Auf zu neuen Abenteuern


Vielleicht fragt ihr euch genauso wie ich: Wird Aarau meine Loyalität dauerhaft fordern oder das Heimweh eines Tages übermächtig? Eines kann ich versprechen: Auf «We Love Lenzburg» sind noch lange nicht alle Geschichten erzählt. Möglicherweise führt mich ja der nächste Wind wieder zurück «nach Hause» oder in ein neues Abenteuer an ganz unerwartete Orte. Wie gesagt: «Ich bin Ende oder Anfang» – alles dazwischen und darüber hinaus wird sich bestimmt noch zeigen.