Stadtgespräch, Voyeur*in

Magie schöpfen aus dem Zauberkessel

Mitten in der Rathausgasse von Lenzburg liegt der «Zauberkessel», ein Laden für Magisches und Spirituelles. Hier wirkt Audris Grahlmann zusammen mit ihrem Mann Stefan Widmer, der den Laden vor 14 Jahren gegründet hat. Ein zauberhaftes Treffen, das trotz des nichtalltäglichen Themas sehr nahbar blieb.

Von: Olga Kuck

Bilder: Roman Gaigg

Wie ich Audris kennengelernt habe, weiss ich noch ziemlich gut. Vor zwei Jahren brauchte ich einen Nachschub von Duftstäbchen und dieses Vorhaben führte mich zum ersten Mal in den «Zauberkessel». Mir fiel dabei das kleine Plakat ins Auge, auf dem Audris anbot, intuitiv Karten zu legen. Und ich dachte mir: Hey, warum auch nicht?

Bild: Ein wahrer Schnoigg-und-Schnüffel-Ort!

Kennen wir nicht alle solche besonderen Momente wie Déjà-Vus? Oder, dass wir an eine Person denken und wissen, wie sie sich gerade fühlt? Auch wenn ich nicht aus der Esoterik-Welt komme, war ich immer neugierig. Neue Wege und andersdenkende Menschen faszinieren mich. Realismus hin oder her, ein kleiner Teil in mir glaubt an eine weitere Dimension. Und sei es das mittelalterliche Schloss, die alten Steinmauern, die Mythen und Sagen, vielleicht ist es auch die Sicht durch meine eigene rosarote Brille, weil ich Lenzburg aufrichtig liebe, keine Ahnung. Aber diese Stadt hat in meinen Augen eine ganz besondere Grundmagie, die in allem mitschwingt.

Bild: Audris erklärt mir ihre Bilder.

Schon während ihrer Kindheit hat Audris aussersinnliche Wahrnehmungen erlebt. Sie studierte Psychologie und bildete sich im Bereich des Neurolinguistischen Programmierens (NLP) fort. Seit zirka 2006 lässt sie auch das Hellhören zu. Denn erst zu diesem Zeitpunkt beginnt sie sich intensiv mit ihrer Gabe auseinanderzusetzen. Heute ist sie ein «Certified Angel Reader», sowie Musikerin, Künstlerin und Heilerin. Mit dem «Zauberkessel» erschufen ihr Mann und sie einen Ort, der seine Besucher in eine andere und doch vertraute Welt entführt. Und hier gibt es echt viel zu entdecken: Räucherutensilien, Kerzen, Klangschalen und Yoga-Artikel, Edelsteinschmuck. Den grössten Erfolg hat das Paar mit den Organit-Steinen, welche Stefan selber herstellt. Auf Wunsch bieten sie auch Beratungen mit Hilfe von Karten oder dem Pendel an.

Bild: Audris mit einem Orgonit. Die Steine neutralisieren elektromagnetische Strahlung, wirken unterstützend bei Meditationen und helfen für einen ruhigen Schlaf.

Der Berührungsangst zu solchen Dingen ist sich Audris bewusst und möchte sich deshalb auch deutlich davon distanzieren, als Hexe oder Wahrsagerin betrachtet zu werden. «Was bedeutet denn eigentlich Magie für dich?», frage ich sie bei einem Zmittag. Audris denkt nach. «Es ist die äussere Manifestation von der inneren Verbindung mit sich selbst.», sagt sie. «Das, was du in dich reinlässt, zeichnet sich in deiner Realität ab.» Ich hatte kurz etwas seifig Romantisches erwartet. Aber diese überraschend pragmatische Erklärung klingt für mich tatsächlich irgendwie…fassbar.

Bild: Ich zeige Audris mein Tarot-Deck. Ich habe keine Ahnung, wie man die Karten legt und habe sie nur wegen der schönen Bilder gekauft. In besonders verkopften Zeiten ziehe ich gerne ganz zufällig eine Karte. Sie haben mich bisher nie enttäuscht.

Das Ziel von Stefan und Audris ist es, dass die Leute mit einem Lächeln aus dem «Zauberkessel» gehen. Ich persönlich mag es, mich mit Audris auszutauschen. Sie gibt meinem oft massiv vernunftgeleiteten Alltag eine verspielte Facette. Von ihr lerne ich, mehr im Einklang mit mir selbst zu stehen und Einflüsse von aussen nicht immer widerspruchslos zuzulassen. Besser: Ruhig bleiben, den Dingen vertrauen, Gefühle wahrnehmen, dann handeln. So zieht man auch alles für sich Richtige an. Dann entsteht Magie, ganz ohne Hexerei.

Bild: Der Ladeneingang an der Rathausgasse 19.

Karten, Pendel, aber auch Bilder oder Musik sind eigentlich nichts weiter als eine Möglichkeit, das Unterbewusstsein auf intuitive Art und Weise sichtbar zu machen. Durch die Gespräche mit Audris glaube ich, das Ganze auf eine nüchterne Weise verstehen zu können. Ich weiss, dass ich selbst alle Antworten in mir trage und Audris’ Hilfsmittel nur da sind, um die Botschaft in einen anderen Blickwinkel zu setzen. Es ist gewissermassen ein Spiel. Und um die Regeln zu beherrschen, muss man sich auf das Spiel einlassen und üben.

Vielleicht ist die Esoterik auch deshalb nicht jedermanns Sache, weil man sich einerseits mit sich selbst beschäftigen (ja, das ist mega anstrengend) und zweitens mit etwas konfrontiert wird, das über Jahrtausende hinweg belächelt und negativ behaftet war. Für mich persönlich sind die Ausflüge in Audris’ Welt ein poetischer Weg, um eine neue Perspektive zu gewinnen. Dazu zählt auch die Tatsache, dass ich mich selbst besser kenne, als jeder andere. Manchmal braucht es für diese Einsicht einfach wiedermal einen Schubs. Und ob ich eine Münze werfe oder eine Karte lege – wo genau ist der Unterschied?

Macht euch ein eigenes Bild vom «Zauberkessel». Wenn euch solche Dinge inspirieren, schreibt Audris eine Mail, sie freut sich auf die Geschichten. Im nächsten Beitrag spürt sich Audris in die Energien der Stadt Lenzburg rein und formuliert ein kleines Monatsresümee.


Short Facts:

Zauberkessel Lenzburg
Stefan Widmer
Rathausgasse 19
5600 Lenzburg

Öffnungszeiten: aktuell geschlossen bis 22.01.2020

Dienstag- Freitag: 9:30 – 12:00 // 14:00 – 18:30 Uhr
Samstag: 09:30 – 16:00 Uhr
Montag geschlossen

www.zauberkessel.ch